Mongolei Motorradtour 2025 – Tag 4: Von Windows XP bis zur mongolischen Vasektomie

Morgenstimmung am See – und Karaoke-Terror

Der Tag beginnt um 7 Uhr mit dem Wecker. Die Nacht war erstaunlich erholsam, was angesichts des Bettenstandards einer positiven Rezension bei “JurtenAdvisor” gleichkommt. Das Bett war dieses Mal etwas weniger hart, nicht ganz so abschüssig – man konnte tatsächlich liegen, ohne automatisch ans Fußende zu rollen.

Die Reise geht weiter

Es hat nachts geregnet, was aber angenehm war. Weniger angenehm: die koreanische Tourgruppe, die sich mit betrunkenem Karaoke – in voller Lautstärke – bis Mitternacht auslebte. Schlagerklassiker in Moll, dazu Schnaps und Dauerlachen. Klischeehaft? Absolut. Der Morgen ist mit 20 Grad angenehm kühl, bewölkt, aber trocken. Um 8 Uhr gibt es ein frühstückstechnisches Klassikerset: Tee, Butter, Brot, Marmelade und Eier. Nichts Spektakuläres, aber solide Grundlage für einen Offroadtag.

Frühstücksrituale, Wetten und Milchsegen
Dan wird traditionell für seine chronische Unpünktlichkeit aufgezogen. Heute geben wir ihm eine letzte Chance, um 9:15 Uhr pünktlich am Start zu sein. Und siehe da: Er schafft es! Dafür kommt Florian zu spät – weil wir alle heimlich gegen Dan gewettet hatten. Jetzt ist Florian der Dumme. Die Gerechtigkeit der Steppe ist gnadenlos. Wir stellen uns zu einem Gruppenfoto auf. Die Stimmung ist gut, die Frisuren sind schief. Unsere Motorräder werden danach traditionell mit Pferdemilch (oder war’s Muttermilch?) gesegnet. Was auch immer es war:

“Es roch überraschend gesund.”

Fahrfreude mit Aussicht
Wir fahren eine richtig lustige Etappe rund um den See. Zickzack-Pisten, sanfte Hügel, eine große Menge an Fahrspaß. Alle kommen gut durch, keine Zwischenfälle. Besonders Dan hat heute die Erleuchtung:

“Heute war’s einfach nur geil. Wenn der Knopf aufgeht, fährst du einfach über alles drüber. Nach 25 Jahren Straße fühlt sich das hier an wie ein neues Leben.”

Der XP-Hügel und Sugowai
Gegen Mittag finden wir einen Hügel, der aussieht wie der Windows-XP-Desktop-Hintergrund in 4K-Auflösung. Grüne Fläche, blauer Himmel, null Zivilisation. Mindee rollt die Küche aus und serviert: Pasta mit mongolischer Sugowai-Gemüsesauce – leicht scharf, sehr bekömmlich, mit ordentlich Biss. Alle essen doppelt – nur Andreas isst seine Portion nicht auf. Was bedeutet:

“Morgen regnet’s. Danke, Andreas.”
 

Das Original unten im Bild

Mittagspause mit Gesellschaft
Wir treffen die Tochter von Claude und Cheke (unseren Veranstaltern), die mit einem Amerikaner und einem Indonesier auf drei kleinen Shinerays 200 unterwegs ist. Der Indonesier sitzt witzigerweise auf genau der Shineray, die ursprünglich Dan gebucht hatte. (Der Finanzier wollte natürlich maximal sparen)

Wir bieten an, für 1.000 € die Maschinen zurückzutauschen  – ohne Dan's mitwissen.  Der Indonesier lacht sich tot.

Durchs Hochland zur Kultur
Wir brechen auf, fahren Richtung Südwesten, die Landschaft wird bergiger, waldiger, atemberaubend. Nach ca. 40 km auf Asphalt erreichen wir ein Festivalgelände: Pferderennbahn, Bogenschießen, Kunst-Expo. Theoretisch. Viele Künstler sind aber leider schon weg, Souvenirshops geschlossen. Aber es gibt den besten Espresso der Tour, einen freundlichen Golden Retriever mit Eiswürfeln im Trinknapf und eine dramatische neue Episode:

Mongolische Vasektomie und Stockringen
Armand überredet Florian (Österreichischer Staatsmeister im Distanzreiten!) eine Reitrunde zu wagen. Die mongolischen Pferde werden auch gleich präpariert und wir steigen auf: fataler Fehler. Die Sättel sind wohl Kinderversionen mongolischer Art: gnadenlos. Der Trab ging ja noch, aber im Galopp hat es uns die Hoden zerfetzt. Der Schmerz: sofort. 

“Das war die mongolische Art der Vasektomie. Zumindest: Tausend Euro gespart.”

Nach einer kurzen Erholung gleich die nächste Herausforderung: Dan und der Armand treten danach beim mongolischen Stockringen an. Dan gewinnt eine Runde, Armand verliert kläglich dank seiner immer noch lädierten Schulter (noch von der Oasis Rallye). Trotzdem: Ehre gerettet, und immerhin zwei von drei Nadaam Disziplinen erfolgreich bestanden!
 

Die Collage des Tages

Stadt, Stromausfall & fermentierte Schätze
Ankunft in Tsetserleg Das Hotel ist okay, der Strom aber weg – angeblich stadtweit. Duschen mit dem letzten Rest heißen Wassers. Danach Bier auf der Terrasse, und ein Becher fermentierter Pferdemilch: Airag.

“Flüssig, salzig, leicht abenteuerlich.”

Flucht vor dem Sturm und Abendgenuss
Ein Gewitter naht. Wir suchen Schutz in einem noblen Hotel, das aber Tagungsgäste hat. Alternativen ohne Strom. Also zurück. Kurz darauf: Hagel und Sturm. Richtige Entscheidung.

Abendessen im Hotelrestaurant: Suppe, Salat, mongolisches Hauptgericht, eine Flasche Rotwein.

Stimmen zum Tag

Andreas: “Heute war das entspannteste Fahren bisher. Kein Stress, keine Gefahr. Nur landschaftlich top und fahrerisch stabil.”

Fazit:
Ein Tag mit allem: XP-Hügel, Sugowai, Schafsjoghurt, Rodeo-Schmerz und Espresso im Nirgendwo. Mongolei, wie sie leibt, lebt und lächelt.