Mongolientrip - Aufgesattelt und abgefahren

Guten Morgen im Camp bei Sandor Berry - Beeren, Baby & Gastfreundschaft

Dieses Camp gehört zu Sandorberry LLC – einem kleinen, aber bemerkenswerten Familienprojekt. Geführt wird es von einer mongolisch-schweizerischen Familie, die hier mitten in der kargen Landschaft Beerenbäume kultiviert und Gastfreundschaft mit landwirtschaftlicher Vision verbindet.

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Landscape und Enfields

Die Betreiberin war zwar nicht persönlich vor Ort – sie ist gerade mit ihrem vierten Kind im Wochenbett – aber ihre Idee, ihre Handschrift und ihre Wärme sind spürbar: In der schlichten, schönen Anlage, den gepflegten Jurten, den guten Duschen und der ehrlichen Atmosphäre.

„Sympathisch, sehr gastfreundlich – und richtig schön.“

Ein Ort, an dem man spürt: Hier entsteht etwas.

Nach zwei Nächten, harter Matratzen und mongolischem Schlafrhythmus, schlafen wir zum ersten Mal wirklich gut. Die Jurtenbetten? Abschüssig, kurz und bretthart – aber irgendwie hatten wir uns arrangiert.

„Die Betten waren ganz witzig. Man rollt von selbst ans Fußende.“

Gegen 7:30 Uhr stehen wir auf. Die Sonne ist schon da, aber noch gnädig. Um 8 Uhr gibt es Frühstück – einfach, aber gut: gebratene Eier, Brot, Tee. Kein Luxus. Aber Energie für die nächste Etappe. Während wir essen, ist Mindy schon an den Bikes: Er ölt Ketten, checkt den Luftdruck, korrigiert Lenkerstellungen, zieht Schrauben nach. Still, effizient, verlässlich.

„Das ist nicht nur ein Guide – das ist unser Mann fürs Überleben.“

Dann geht’s los. Wir satteln auf, schnallen Taschen fest, checken GPS und Kamera, und rollen weiter Richtung Westen – raus in die offene Fläche.

Tag 3 der Tour – Blut, Espresso, Asphalt & ein Sprung in den See

Der dritte Fahrtag beginnt ruhig, fast meditativ. Die Maschinen sind geölt, die Spiegel neu eingestellt, und die Morgenroutine sitzt langsam. Mindy, unermüdlich wie immer, schraubt noch letzte Details an den Bikes zurecht. Wir satteln auf.

Verbindungsetappe mit Tempo

Nach einem kleinen Stück durch die Gobi kommt die erste Etappe - eine reine Arbeitsfahrt - aber eine wunderschöne. Etwa 60 Kilometer über perfekte Asphaltstraßen, eingebettet in offene Landschaft, kaum Verkehr.

„Da konntest du mit 150 einfach durchbrettern.“

Die Luft ist heiß - 42 Grad misst der Royal Enfield Tacho. Die Motoren schnurren – es geht zügig dahin. Dann eine kurze Kaffeepause umgeben von Steppe.

Ein Abneteuer jagt das andere

Ins Tal hinein – Pferde, Ziegen, Double Track

Nach der Pause beginnt das echte Abenteuer: 90 Kilometer Offroad, hinein in ein weites Tal zwischen den Bergen. Zuerst geht es mal steil bergauf zwischen den Bergen.  Hier testet Florian die Grenzen des Schicksals – ohne Knieschützer. Zwei Stürze später hat er eine offene Knieverletzung, eine zerschnittene Hose.  

„Zum Glück hat er sich die Dinger danach wieder angezogen.“ 

Double Track, fester Untergrund, dann wieder sandige Stellen. Links Pferdeherden, die sich in den Schatten drängen, rechts Ziegen. Und immer wieder der Blick in die scheinbar endlose Weite.

Mittags machen wir Halt – auf einer Klippe, im Schatten eines Granitfelsens.

Zuerst wird gleich mal der verwundete Versorgt und der frisch verheiratete Flo hat nun auch noch eine neue Beziehung zu Betaisadona! Mindy kocht: ein köstlicher kantonesischer Reis mit Speck, Karotten, Erbsen und Zwiebeln. Alle schlagen doppelt zu. Danach gibt’s: Espresso. Mitten in der Steppe. Und richtig gut.

Flo gibt uns noch schnell eine Anatomielektion am ausgetrockneten Pferdeschädel und Armand muss seine Zahnarztkenntnisse gleich unter Beweis stellen und einen Pferdebackenzahn am besagten Schädel reißen: Erfolgreich - nur mit zwei Fingern! Nach der Pause geht’s weiter – steil bergab, durch ausgetrocknete Schlammfelder, ruppig und technisch anspruchsvoll. Staub, Geröll, Wellen – aber keine Zwischenfälle mehr.

„Es riecht nach Thymian. Wirklich.“

Steppenvegetation mit Duft. Adler in der Luft. Postkartenblick am Gasgriff.

Letzte Etappe zum Ugi Nuur – Abkühlen, abschalten

Nach weiteren zweieinhalb bis drei Stunden Fahrt folgt eine nochmalige Asphaltverbindung durch grandiose Landschaft, dann erreichen wir den Ugi Nuur, einen See von bestechender Ruhe. Am Campingplatz angekommen, ist Baden Pflicht – Andreas und ich stürzen uns traditionsgemäß in die Fluten.

„Sehr angenehmes Wasser – nicht kalt, aber erfrischend.“

Duschen im Campingstil, aber diesmal mit heißem Wasser, richtig heiß. Ich nutze, wie immer, Andreas’ Shampoo, was ihn nicht glücklich macht.

„Andreas ist wie meine Mama – er hat immer alles dabei. Ich hab immer irgendwas nicht mit.“ – Armand

Abend auf der Terrasse

Nach dem Reinigen wird noch schnell an den Motorrädern geschraubt, dann setzen wir uns mit einem kühlen Bier auf die Terrasse des kleinen Camp-Restaurants.Die Sonne sinkt. Der Staub legt sich. Es ist 19:30 Uhr. Das Abendessen steht bald an. Und wir sind hungrig wie Wölfe.

270 Kilometer, 6 Stunden Fahrzeit,
ein bisschen Chaos, ein bisschen Blut,
aber: Alles paletti.

Die Matratzen heute? Etwas weicher. Nicht abschüssig. Vielleicht reicht das schon zum Glück.

Abendessen, Chips of Fury & mongolischer Sturm

Nach einem langen Tag im Sattel ist das Abendessen genau das, was wir brauchen – kräftig, einfach, gut.

Es gibt:

    •    Salat zur Einstimmung,
    •    eine aromatische Borschtsch-Suppe,
    •    Rindfleisch mit einer Soße, die verdächtig chinesisch schmeckt,
    •    dazu Bier und Wein,
    •    und zum Abschluss einen Joghurt als Dessert.


„Nicht spektakulär – aber genau richtig.“

Anschließend sitzen wir draußen, traditionelle Zigarre in der einen, Weinglas in der anderen Hand. Andreas hatte vorausschauend noch eine zweite Flasche Wein im Supermarkt geholt – ein Move, den wir ihm sehr hoch anrechnen. Doch der Wind frischt auf. Ziemlich sogar. Poker mit Spielkarten? Keine Chance. Also steigen wir um – auf die „Chips of Fury“-App, ein digitaler Pokerraum für echte Nomaden.

„Extrem lustig. Kann ich nur schwer empfehlen.“

Das Spiel läuft, der Wein fließt, der Wind pfeift. Gegen 22 Uhr beginnt es zu regnen. Es wird still im Camp. Wir verziehen uns in die Jurten – müde, zufrieden, mit einem kleinen Lächeln im Gesicht. Hoffentlich wird’s eine erholsame Nacht. Bis morgen.

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