Am zweiten Offroad-Tag wurde wirklich alles aufgefahren: 183 Kilometer Länge, eine schwere Signature-Sektion nach der anderen und das alles bei brütender Hitze.
„Twister“ markierte heute den Auftakt für die Gold Class – ein echter Weckruf, angeführt erneut von Mani Lettenbichler (DEU, KTM). Im Tagesverlauf blieb ihm zwar ein enger Zweikampf erspart, dennoch musste er durchgehend hochkonzentriert und fehlerfrei fahren – denn der Abstand zu seinen direkten Verfolgern Teo Kabakchiev (BGR, Sherco), Billy Bolt (GBR, Husqvarna) und Mario Roman (ESP, Sherco) war durchweg gering. Alle drei lagen ihm dicht im Nacken und wollten ebenfalls aufs Podium.
Am Ende dieses langen, kräftezehrenden Tages konnte Lettenbichler seine Spitzenposition behaupten und als Erster ins Ziel fahren. Bolt gelang es trotz des Verlusts seines Trinksystems am Morgen, der zu zusätzlicher Erschöpfung führte, auf den zweiten Platz vorzufahren – mit einem Rückstand von nur 8 Minuten und 28 Sekunden auf Lettenbichler. Roman und Kabakchiev lieferten sich bis zum Schluss ein spannendes Duell, bei dem Roman sich schließlich mit etwas mehr als einer Minute Vorsprung gegen seinen Teamkollegen durchsetzte und den dritten Platz belegte.
Lettenbichler hatte den leichten Nachteil, als Erster die Strecke eröffnen zu müssen, bevor das Terrain überhaupt eingefahren war. Mit dem Wissen, dass jede Sekunde zählt, hat er sich einen Fahrstil angeeignet, der dem von Graham Jarvis (GBR) ähnelt: Jeder Handgriff ist durchdacht, gezielt und präzise – kein überflüssiger Kraft- oder Zeitaufwand. Genau das ist auf diesem extrem technischen Terrain und bei dieser körperlichen Belastung entscheidend.
Roman war heute in Topform – fest entschlossen, Zeit gutzumachen. Wie man es von ihm kennt, baut er im Laufe des Rennens Kraft und Tempo auf. Das zeigte sich auch heute, als er den LIVEmaniacs-Abschnitt Via Ferrata vor seinem Sherco-Teamkollegen Teo Kabakchiev erreichte, der als Dritter dort ankam, gefolgt von Bolt. Bolt ließ nicht locker – entschlossen zu zeigen, dass er bei seinem Romaniacs-Comeback in diesem Jahr noch etwas zu beweisen hat. Genau das gelang ihm heute: Mit fahrerischem Können und hohem Tempo konnte er sich knapp vor Kabakchiev schieben und liegt nun zur Halbzeit der vier Offroad-Tage auf dem zweiten Gesamtrang.
Graham Jarvis beendete den Tag auf P8, mit schnellen genug Zeiten, um sich am Ende des Offroad Day 2 den bemerkenswerten Gesamtrang P5 zu sichern.
Die Via Ferrata LIVEmaniacs Section war das Sinnbild für Extreme – ein echter Härtetest für Fahrtechnik, Kraft und Nerven. Der Abschnitt verlangte eine steile Felsklippe hinauf, über die fast senkrechte „Via Ferrata“-Leiter, einen langen, steilen Geröllabstieg sowie einen kräftezehrenden Geröllanstieg mit zahlreichen engen Kehren, die exaktes Timing und präzise Platzierung des Hinterrads erforderten. Ein Überholen in dieser Passage ist riskant – Bolt und Roman lieferten sich ein enges Duell. An einer engen Kehre versuchte Roman sogar, innen vorbeizuziehen, was den Druck auf Bolt nochmals erhöhte – in einem Streckenabschnitt, in dem es vor allem darum geht, überhaupt heil nach oben zu kommen.
Alfredo Gomez (ESP, Beta), Michael Walkner (DEU) und Mitch Brightmore (GBR) absolvierten ebenfalls alle drei Runden mit soliden Zeiten – zwischen 11 und 14 Minuten hinter Lettenbichlers Rundenzeiten. Erwähnenswert sind Francesc Moret Clota (FRA) und Felix Bähker (DEU), die sich mit starker Leistung durch den LIVEmaniacs-Abschnitt kämpften und dort die acht- bzw. neunbesten Zeiten fuhren. Gomez verletzte sich leider am Ende des Offroad Day 2 an der Hand und ist nicht mehr im Rennen.
LEATT LIVEmaniacs results
Gold Class:
P1. Mani Lettenbichler (DEU, KTM)
P2. Billy Bolt (GBR, Husqvarna)
P3. Mario Roman (ESP, Sherco)
Iron class on Offroad Day 2
Zweifellos war es ein extrem langer und heißer Tag für die Gold-Fahrer – unglaublich enges Rennen, mentale Erschöpfung und eine Vielzahl von Signature-Sektionen, darunter „600cc“, „Alpina“, „Happy Birthday“, „Black Slope“ und „Mofo“, die keine Verschnaufpause zuließen.
Alle Fahrklassen beendeten den Tag mit Endurocross-artigen Hindernissen in Râmnicu Vâlcea, wo die Marathon-Übernachtungsetappe stattfindet. Da die Strecken nach dem heutigen Service Point technisch besonders anspruchsvoll waren, werden viele Fahrer ihre wertvolle Regenerationszeit damit verbringen müssen, ihre Maschinen für den dritten Offroad-Tag vorzubereiten – denn bis zum nächsten Service Point ist keine technische Hilfe erlaubt.
Lettenbichler: „Insgesamt ein schneller Tag – es ist so trocken, das Tempo dadurch extrem hoch, da bleibt kein Spielraum für Fehler. Es war auf jeden Fall ein langer Tag, aber ich bin einfach froh, dass mich niemand überholt hat und ich als Erster im Ziel bin. Für die Marathon-Etappe habe ich zum Glück nicht viel am Motorrad zu tun – ich hatte keinen einzigen Sturz!“
Bolt: „Ein harter Tag, besonders bis zum Service Point. Etwa eine Stunde vorher ging mir das Wasser aus – das war echt schwierig. In der LIVEmaniacs-Sektion hatte ich zu kämpfen, da lief es nicht gut für mich. Aber danach habe ich mich gut erholt, die Sherco-Jungs eingeholt und überholt. Es war ein körperlich anstrengender, langer Tag – über sieben Stunden – aber ich bin wirklich zufrieden mit meiner Leistung. Jetzt heißt es: gut erholen.“
In der Silver Class gelang Eddie Karlsson (SWE, Stark Varg) ein bemerkenswerter Tagessieg auf seinem STARK VARG eMoto. Die eMoto-Maschine meisterte die 202 Kilometer problemlos. Es war ein langer, technischer Tag mit schnellen, flüssigen Abschnitten, auf denen die Fahrer richtig Gas geben konnten – bis sie auf die zahlreichen steilen Passagen des Tages stießen. Die Silver-Fahrer hatten dabei sogar die Gelegenheit, gemeinsam mit einigen Gold-Class-Fahrern unterwegs zu sein und mitzuerleben, wie diese selbst die schwierigsten Sektionen mit Leichtigkeit bewältigten. Karlsson wurde dabei von Justin Elizondo (CRI) gejagt, der ihm mit nur 1 Minute und 14 Sekunden Rückstand dicht auf den Fersen war.
Sandra Gomez (ESP) zeigte ebenfalls eine starke Leistung und beendete den Tag auf P14. Kirsten Landman (AUS), die inzwischen unter österreichischer Flagge antritt und auf einem X-GRIP fährt, erreichte Platz 88.
Silver Class:
P1. Eddie Karlsson (SWE, STARK VARG)
P2. Justin Elizondo (CRI)
P3. Kornel Ott (HUN)
Die Fahrer der Bronze Class hatten 200 km vor sich – mit schnellen, flüssigen Passagen und einigen technischen Abfahrten. Viel Zeit wurde im Wald verbracht, aber der entscheidende Faktor des Tages war eindeutig die Ausdauer. Die Streckenbedingungen waren gut: Am Morgen war der Boden stellenweise feucht, was in den Waldabschnitten für guten Grip sorgte – ohne Staubprobleme.
Diego Chang (GTM) konnte sich heute durchsetzen und belegte Platz 1 – mit nur 1 Minute und 17 Sekunden Vorsprung gegenüber Kevin Gallas (DEU). Die nächsten beiden Offroad-Tage versprechen Spannung, denn Gallas’ Entschlossenheit ist nach seinem letztjährigen Sieg in der Bronze Class unverkennbar.
Sloveniens Fahrerin Tjaša Fifer hatte einen beeindruckend schnellen Tag und landete auf Platz 11.
Bronze Class:
P1. Diego Chang (GTM)
P2. Kevin Gallas (DEU)
P3. Xing Yang (CHN)
In der Adventure Ultimate Class lieferte Jonny Walker (GBR, Triumph Tiger 900) eine hervorragende Leistung ab. Nachdem er am Offroad Day 1 durch technische Probleme Zeit verloren hatte, war er umso entschlossener, sich mit seiner schweren Maschine wieder nach vorne zu kämpfen – und genau das tat er. Auf den technisch durchaus anspruchsvollen Strecken der Atom-Klasse war er wie ein „Geist auf Speed“ unterwegs und dominierte die Zeitnahmen an den meisten Checkpoints. Damit wurde er zur echten Bedrohung für den erfahrenen Pol Tarres (Ténéré 700). Der junge Rumäne Krisztian Tompa belegte Platz 3 – und liegt im Gesamtklassement damit nur eine Sekunde hinter Jonny Walker. Die Top 8 der Ultimate Class fuhren heute ein starkes Tempo und lagen nach den 180 Kilometern Strecke nur 18 Minuten auseinander.
Adv Ultimate:
P1. Jonny Walker (GBR, Triumph Tiger 900)
P2. Pol Tarres (ESP, Ténéré 700)
P3. Krisztian Tompa (ROU)
Adventure Lite Class wurde einmal mehr von Sam Sunderland (GBR, Triumph Tiger 900) dominiert, der sich einen deutlichen Vorsprung gegenüber seinen Mitstreitern herausfuhr. Sunderland scheint sowohl für den Rallye-Stil der Romaniacs-Strecken als auch für die neue Triumph Tiger 900 wie geschaffen zu sein. Die Teilnehmer der neuen Adventure Lite Class zeigten sich nach dem langen Tag über 170 Kilometer begeistert – sie durften einige atemberaubende Landschaften durchqueren.
P1. Sam Sunderland (GBR)
P2. Joop Nissink (NDL)
P3. Oliver Mocker (AUS)
Adventure Ultimate Class
Iron Class:
P1. Alexander Petroiu (CAN)
P2. Alexander Petroiu (PRT)
P3. Mark Newton (NZL)
Atom Class:
P1. Dmitriy Reznitskiy (KAZ)
P2. Carlos Gracida (MEX)
P3. Justin Short (GBR)
eMoto Expert:
P1. Sebastian Dudaș (ROU)
P2. David Freidinger (AUT)
P3. Thomas Warmuth (AUT)
eMoto Hobby:
P1. Martin Dosch (DEU)
P2. Ionut-Cosmin Brinzea (ROU)
P3. Bogdan Mihai Cimpu (ROU)
Ganz in der Tradition der Red Bull Romaniacs gilt nach wie vor: Kein Raum zum Durchatmen – „it ain’t over till it’s over“. Offiziell ist nun die Halbzeit der vier Offroad-Tage erreicht, und die Teilnehmer müssen über Nacht so viel Energie wie möglich tanken. Denn morgen steht eine weitere lange Etappe bevor, die zurück nach Sibiu führt – ins Herz der Red Bull Romaniacs. Die dritte LIVEmaniacs-Etappe startet am Freitag, dem 25. Juli, um 12:00 Uhr EEST.
Quelle: Red Bull Romaniacs
Foto: Traian Olinici, David Ramba, Tibi Hila
MR/DA