Jan Mohr: IDM

Und dieses Mal war ich nicht der einzige, der die R6 um den Kurs jagte. Mein Bruder Ken fuhr seine ersten Meter auf einer Rennstrecke. Und das mit Erfolg! Er kam super zurecht und fühlt sich gleich wohl. Bei mir lief es auch sehr gut. Nachdem ich mein letztes Rennwochenende mit extremem Frust über den verschenkten zweiten Platz im Kies beendet hatte, musste ich mich mit meinem Bike erst wieder versöhnen. Aber das gelang mir gut und ich hatte gleich wieder ein gutes Gefühl und ließ es ordentlich um den Kurs fliegen. Ich hatte zwei Tage lang bei strahlendem Sonnenschein die Möglichkeit, an meinem Fahrstil zu arbeiten und mich perfekt auf das bevorstehende Rennwochenende vorzubereiten. Alles in allem war es eine geniale Veranstaltung mit toller Gesellschaft und fantastischen Racing-Momenten!

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Nachdem es am Donnerstag stark abgekühlt hatte und ich mich gut regenerieren konnte, wurde es am Freitag ernst. Um kurz vor 10 Uhr ging es mit dem ersten Training los. Ich sicherte mir die drittschnellste Rundenzeit und startete somit gut in das Wochenende. Im zweiten Training ereignete sich dann eine, mir leider nicht unbekannte Szene: Nach ca. 5 Minuten stützte mein Kollege Kevin Laurien Ende der Gegengerade schwer und sein Bike war komplett zerstört (Er blieb unverletzt). Eine halbe Minute später kam ich als erster eines Dreierpulks an diese Stelle, sah die gelbe Flagge, fuhr recht gemütlich in die Kurve und zack… schon lag ich da. Ohne große Schräglage oder hartes Bremsen rutsche ich weg. Ich kannte mich gar nicht mehr aus. Da musste irgendwo noch etwas Flüssigkeit von Kevins Bike gelegen haben, die genau ich erwischt hatte. Ich hatte nicht mal eine Schürfwunde, aber das Bike überschlug sich mehrmals und war ziemlich demoliert. Meine Mechaniker gaben alles, aber ich konnte das erste Qualifying nicht fahren. So war ich ziemlich enttäuscht, aber da konnte man jetzt halt auch nichts machen. Meine Mechaniker arbeiteten noch bis spät in die Nacht und am frühen Morgen, damit ich wieder fahren konnte. Bis jetzt hatte ich den letzten Starplatz, bzw. wäre gar nicht qualifiziert gewesen.

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Nun war ich, wie man so schön sagt, „on fire“ und nahm das zweite Qualifying in Angriff. Ich nutzte das optimale Grip-Fenster des Dunlop-Reifens perfekt aus und brannte mit etwas Wut im Bauch in meiner zweiten Runde ein 1:31.7 in den Asphalt. Das war über eine halbe Sekunde schneller, als alles was ich hier bisher gefahren bin! Damit war ich Dritter und schrammte nur 0,13 Sekunden an der Poleposition vorbei. Jetzt waren wir alle wieder beruhigt und sehr happy! Und damit ergatterte ich endlich die Uhr für den besten Qualifying-Fahrer!

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Einige Stunden später stand bereits das erste Rennen auf dem Programm. Ich startete aus der ersten Reihe und war voll konkurrenzfähig, es wurde also spannend. Mein Start war mittelmäßig, da ich leider ein kleines Wheelie hatte. So rasten wir zu dritt nebeneinander auf Kurve eins zu. Ich bremste spät, aber Marco noch etwas später, so bog ich als Dritter ein. In der dritten Kurve lief ich dann auf Marc Zellhöfer auf und musste aufmachen, um ihn nicht zu berühren. So konnte Christoph Beinlich innen an mir vorbeifahren. Jetzt fuhren wir alle mit der Spitze mit, bis Beinlich ein wenig von den ersten beiden abreißen lassen musste. Ich hätte ein wenig schneller gekonnt als er, hatte aber (wahrscheinlich aufgrund meiner Übersetzung) an den Überholstellen einen kleinen Nachteil und konnte einfach nicht vorbeifahren. Nach ein paar Runden schoss dann auch noch mein belgischer Cup-Kollege Come Geenen an mir vorbei und nun war es ein Dreikampf um den letzten Platz am Treppchen. Ich versuchte es mit aller Kraft, aber kam einfach nie in eine Position, um zu überholen. Zwei Runden vor Schluss packte ich dann die Brechstange aus und drückte mich auf der letzten Rille an Geenen vorbei, war aber so spät auf der Bremse, dass ich den Kurvenausgang nicht optimal erwischte und so konnte er kontern. Dann hatte ich beim Anbremsen auf Kurve 9 einen wilden Rutscher, der mich ordentlich Zeit kostete und damit hatte ich keine Chance mehr. So kam ich als Fünftplatzierter über die Ziellinie. Mehr war einfach nicht drin. Nun versuchten wir natürlich noch mein Bike zu optimieren, sodass ich im Zweikampf besser angreifen konnte. Mit unserem Fahrwerkstechniker Lothar fanden wir eine Lösung und waren nun voll motiviert für den Sonntag. Am Samstagabend grillten wir noch im Fahrerlager und genossen die tolle Rennstrecken-Atmosphäre.

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Am Sonntagmorgen schien die Sonne und ich machte mich auf den Weg zu meiner morgendlichen Joggingrunde. Ich war voll motiviert für das Rennen und konnte den Start kaum abwarten. Wieder auf Startposition drei eingefunden zog ich in der Startaufstellung gerade meinen Helm an, als ich bemerkte, dass alle etwas nervös wurden. Dann sah ich, dass es leicht zu regnen begonnen hatte. In der Warmup Runde liefen schon einige Tropfen die Windschutzscheibe hoch. Dennoch wurde das Rennen gestartet. Das waren nicht gerade meine Bedingungen. So fiel ich gleich ein wenig zurück. Im Laufe der ersten Runden wurde der Regen immer mehr und die Strecke immer rutschiger, zu rutschig für Trockenreifen. Einige Fahrer (inklusive mir) versuchten der Rennleitung zu signalisieren, dass sie abbrechen sollten.

Aber erst in Runde fünf taten sie das auch. Nun wurde auf Regenreifen umgerüstet und mein Begeisterungsgrad verringerte sich von Minute zu Minute, denn im Regen fühle ich mich noch sehr unwohl. Nun musste ich von Position 15 ins Rennen gehen. In der ersten Kurve bremste ich mich gleich an ein paar Fahrern vorbei, wurde dann aber von einem Konkurrenten etwas weit geschickt und so konnten gleich ein paar wieder innen durch. In Kurve drei Bremste ich mich wieder vorbei. Nun zog sich das Feld langsam auseinander. Ich wollte unbedingt dranbleiben, schaffte es aber einfach nicht. Immer wenn ich überholt wurde, konnte ich mich noch kurz verzweifelt wehren, aber mein Speed war einfach zu langsam, um mitzuhalten. Die Renndistanz betrug nach dem Neustart nur sieben Runden. Als ich mich dann im Regen etwas eingefunden hatte und Vertrauen für das Bike und die Reifen entwickelte, war das Rennen schon vorbei. Ich kam auf Platz 14 ins Ziel. Ich war sehr sauer auf mich selbst, aber im Regen brauche ich einfach noch etwas mehr Training und Fahrzeit.

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Abgesehen von der Regen-Performance war es ein tolles Wochenende, denn ich war wieder ganz vorne dabei und bestätigte den Speed des letzten Rennens. Im Regen muss ich jetzt einfach jede Trainingsmöglichkeit nutzen und mich weiter und weiter herantasten! Die Pläne für das nächste Jahr werden auch immer konkreter und es ergeben sich interessante Möglichkeiten.

 

Jan Mohr Presseservice