Yamaha T-Max Testbericht

Es gibt eine Vielzahl an Rollerherstellern mit einer Heerschar von unterschiedlichen Motorvarianten. Zwerge fangen bekanntlich klein an, so geht’s einem auch als motorisierter Zweiradfahrer: 50 ccm, 2-Takt, schwachsinnig auf verkehrsbehindernde 40 km/h gedrosselt.

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besteht das Leben nur aus Stadt?

Irgendwann bekommt man dann den (hoffentlich von Mutti und Vati gesponserten) B-Schein, mit welchem man schon eine 125er pilotieren darf. Bleibt man dem Konzept „Roller“ treu, kann man sich über 200, 250, 300, 400 ccm weiter und weiter nach oben schwingen – bis man schlussendlich beim Yamaha T-max mit seinen mit 560 ccm, zwei Zylindern, 48 PS und einer vMax von rund 180 km/h landet.

Aber der Reihe nach: Wozu braucht man einen dermaßen großen und kräftigen Roller? „Für die Stadt reicht doch auch eine 125er!“ werden sich sagen. Das kontere ich mit: „Für die Stadt reicht ein Kleinwagen“ – und trotzdem fahren Sie vielleicht einen SUV.“ Und außerdem: besteht das Leben nur aus Stadt? Wie siehts mit Pendlern aus, die jeden einzelnen Arbeitstag zB brav von Baden nach Wien auf der A2 und dann die Tangente weiter bis nach Stadlau fahren? Lustig ist das oder?

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Yamaha Tmax vor dem Graffiti geparkt extra für das Foto

Um es deutlich zu sagen: das ist es nicht! Jedoch ist es lustig mit einem Roller ganz locker auf der Autobahn mithalten zu können, dazu ein elektrisch verstellbares Windschild zu haben, das BMW-GS Fahrer hinsichtlich Windschutz neidig werden lässt! Man hört und spürt vom Wind bis 130 nämlich GAR NICHTS, vernimmt stattdessen nur das brave Surren des sehr ruhigen Zweizylinders. Ihnen wird dann aber im Herbst am Popscherl kalt? Schalten Sie einfach die Sitzheizung ein – auch für die besonders kälteempfindliche Sozia! Ihre Finger fühlen sich wie die von Reinhold Messner am Nanga Parpat an? Kein Problem, es gibt ja eine Griffheizung! Sie wissen schon wieder nicht wie groß ein Babyelefant ist? Macht nichts, diesen könnten Sie sowieso nicht im Staufach unter dem Sitz transportieren. Dafür aber geht sich LOCKER ein 10 kg Kartoffelsack darin aus und wer wollte noch nie bei einer Grillfeier mit mitgebrachten Kartoffeln für Stimmung sorgen?

Das Fahrverhalten, ausnahmsweise etwas nüchtern beschrieben: leider geil. Große mächtige Räder, doppelte Scheibenbremsen, das Fahrwerk wie von einer Mercedes S-Klasse: schluckt jede Unebenheit, hält Ihnen stabil in Kurven die Treue, könnte nur hinten etwas härter sein. Sehr wichtig ist natürlich die Handlichkeit in der Stadt: wirklich sehr handlich – auch dank eines sehr großen Lenkeinschlags. Der Motor: kernig, kräftig aber nicht böse. Jeder Mensch, der ein motorisiertes Zweirad schon einmal bewegt hat, wird den T-Max lieben denn nicht viele Fahrzeuge fahren sich dermaßen schnittig und doch elegant wie dieses Flaggschiff. Jeder Mensch? Nun ja um ehrlich zu sein müsste bei diesem großen Hubraum noch etwas mehr gehen. „Aber 48 PS sind doch genug?“ „Ja, aber 98  PS wären einfach besser.“ (diese „schachmatt Argumentation“ sorgt bei jeder noch so vehement geführten Diskussion am Stammtisch für ein paar Sekunden angenehme Ruhe – zumindest bis das Gegenüber ordentlich Luft geholt hat..).

Aktuell beschleunigt der T-Max in rund 7,0 Sekunden auf 100 km/h. In einschlägigen Foren spricht man allerdings von furchtbaren Turbo-Tuning-Kits, Rennnockenwellen, verbessertem Steuerkettenspanner bla bla bla: 4,3 Sekunden! Es ist möglich ihr sauer verdientes Geld so zu investieren, dass der bereits sehr gut gehende Roller zur absoluten Rakete wird – na wenn das keine guten Nachrichten sind? Schauen wir uns mal an, wie das Thema so in Frankreich gehandhabt wird:eine feine Sache nicht wahr?

Zurück zur Realität: Sie können den Roller dank einer Handbremse (!) bergab parken. Sie können dank Tempomat einen Handstand bei 150 km/h auf der 800 mm hohen Sitzbank machen und damit Freunde oder Partner (oder jene, die es noch werden möchten..) beeindrucken! Sie können zwischen den Fahrmodi „T“ (Town bzw. Stadt) und „S“ Sport wählen. Der Stadtmodus ist durchwegs angenehm, weil die Leistung nicht merkbar gedrosselt, dafür aber die Gasannahme deutlich weicher wird. Der Verbrauch pendelt sich, trotz gefühltem 95 % Vollgas auf kurvigen Strecken, bei rund 4,5 L ein. Die Anordnung und die Bedienbarkeit der Elemente sind logisch/einfach gehalten, schnörkellos. Was ein wenig unverständlich ist, ist ein Drehzahlmesser bei einem Automatikgetriebe – außerdem könnte man das sehr gut ablesbare Display ein bißchen auffrischen – zB indem man es zu 100 % digital macht.

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Cockpit Show

Fazit: der T-Max richtet sich an all jene, die nicht ausschließlich in der Stadt unterwegs sind und trotzdem sauber adrett flott und ungestresst zum Arbeitsplatz kommen wollen. Außerdem an jene, die mit einem Roller bei Motorradausfahrten nicht nur mithalten sondern andere mit ihren Motorrädern auch mal ärgern wollen. Vereinbaren Sie noch heute eine Probefahrt beim Yamaha-Händler Ihres Vertrauens, dort freut man sich auf Sie!

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