Mongolei: Tag 1 der Tour – Mongoshima satteln

Startschuss in Ulaanbaatar: Mindy und seine Frau holen uns pünktlich ab. Der Verkehr hält sich für einen Samstag erstaunlich in Grenzen, also geht’s recht zügig zur Basis von "Cheke Tours" – unserem Tor in die Wildnis.

Dort begrüßen uns Claude und seine Frau Cheke mit einem Lächeln – und mit dem, was der europäische Magen morgens braucht:

Kaffee und Croissants.

Die Wahl der Maschinen – zwischen Camo, Chrom und Charakter

Dann ist es so weit: Motorräder fassen.

Ein aufgeregtes Scharren von Stiefeln auf Kies. Aufgeregte Blicke. Wer bekommt was?

Wir bekommen top gepflegte Royal Enfield Himalayan 450er – keine Klapperkisten, sondern fast neu, mit rund 5.000 km auf der Uhr.

Und natürlich stürzt sich jeder auf das Bike, das am besten zur eigenen Seele (oder Jacke) passt:

  • Dan greift zur rot-grauen Glitzermaschine, farblich perfekt abgestimmt auf seinen KLIM-Anzug.

  • Andreas entscheidet sich – natürlich – für das Camouflage-Modell, passend zu seiner Mütze und seiner Lebenseinstellung.

  • Florian wählt unauffällig und funktional: Eine schlichte weiße Maschine: "Ich liebe weiße Pferde – und das hier ist mein weißes Ross mit Nummerntafel." Sein Name? Mongoshima.

  • Ich selbst? Ich bleibe sprichwörtlich auf dem Rest sitzen. Nash Equilibrium in Action. Es gibt aber nicht zu meckern. Sie Maschinen sind alle in super zustand und für den Mietpreis ein Schnäppchen. (Die Konkurrenz verlangt zum Teil das doppelte!)

Nach ein paar Justierungen und etwas hastigem Anziehen gehts schon los. 

Collage Mongoglei

Abfahrt Richtung Süden – Asphalthitze & Baustellenhölle

Gegen 11 Uhr starten wir. Zunächst rollen wir zwei Stunden lang auf der Asphaltstraße südwärts – durch staubige Stadtränder, Dörfer, unzählige Baustellen und vorbei an Lastkraftwägen, die aussehen, als hätten sie seit der Sowjetzeit nie angehalten.

Erste Offroad-Herausforderungen folgen prompt:

  • In einem Baustellenbereich erwischt Florian gleich eine fiese Schottergrube – rettet sich gerade noch und zerrt sich dabei leicht den Quadrizeps.

  • Die Sonne brennt. Der Wind trägt Sand. Die Konzentration steigt.

Mittagsstopp: Campküche, Backgammon & ein fehlender Stein Irgendwo mitten in der Pampa schlagen wir unseren ersten Halt auf.

Unsere Gastgeber zaubern eine köstliche Mahlzeit im Campingstil, und wir spielen eine spontane Runde Backgammon – improvisiert, da ein Stein fehlt. Lösung: „Einfach einen Stein vom Boden nehmen.“ Die Mongolei liefert. Immer.

Offroad, endlich – Staub, Sand und Stolz

Dann wird’s ernst. Die Teerstraße endet. Wir biegen ab auf Kies, Schotter, Sand. Der Fahrtwind ändert sich. Die Aufmerksamkeit steigt. Die Landschaft öffnet sich.

„Das war gar nicht so einfach. Und hat uns schon fahrerisch ordentlich gefordert.“

Die Strecke führt durch die Vor-Gobi, weite Hügel, gelblich-braune Erde, Staubspuren am Horizont. Jeder kämpft mit dem Sand, mit dem Gleichgewicht, mit sich selbst – aber alle kommen gut durch.

Gobi und die Boys

Ankunft im Camp – Bier, WLAN, Gulasch

Gegen Abend erreichen wir unser erstes Ziel:

Ein nagelneues Touristencamp mitten im Nirgendwo – mit Bier, Duschen und WLAN. Was will man mehr? Das Abendessen? Bier, Whiskey Shots, Rindsgulasch mit Julienne-Salat serviert um 19:30 Uhr. Davor noch ein Spaziergang zu den Dünen und unter die heiße und wirklich schöne neue Dusche.  Die Sonne senkt sich. Der Tag sitzt noch in den Knochen – und im Herzen.

Fahrerstimme: Dan G.  – „Motorradfahren ist hier mehr wie Surfen“

Nach dem ersten Tag im Sattel, bei Wind, Sand und Sonne, zieht Dan ein erstes Fazit –

Es ist genau, was es verspricht. Es ist ein anderer Planet.“

Er steht neben seinem Bike, die Hände noch staubig vom Griffwechsel, der Blick in die Weite gerichtet:

„Diese Aussichten – unverbaut, offen, fast außerirdisch. Ich habe so etwas in meinem Leben bislang nicht gesehen.“

Die Einfahrt über den Asphalt war ein sanfter Einstieg.

„Super geschmeidig. Gut zum Eingewöhnen mit dem neuen Equipment.“

Doch spätestens als der Belag endete, wurde es real:

„Der Offroad-Teil war wunderschön. Ein Doppeltrack, fest, etwas steinig. Dann kamen sandigere Passagen – das war mental herausfordernd.“

Sein Vergleich ist so treffend wie poetisch:

„Es scheint, als ob Motorradfahren hier mehr Motor-Surfen bedeutet. Und ich versuche, mich mit dem Gedanken anzufreunden.“

Sein Fazit?

„Ein wirklich genialer Start. Der erste Tag war ein guter Auftakt. Schauen wir mal, was kommt.“

Fahrerstimme: Andreas – „Unreal. Sind wir echt in der Mongolei?!“

Andreas, unser selbst ernannter Tourführer mit Sinn für Romantik, Technik und Theatralik, beginnt seinen Rückblick auf Tag 1 der Tour … wie soll man sagen … ungewöhnlich:

„Ich hab’ mir ein Schaf organisiert. Der Armand schläft so ungern alleine – und heute wird er nicht alleine schlafen müssen.“

Die „Schlafgenossin“: Schlank, blond, weißhaarig. „Leider weißhaarig.“

Aber zurück zum Motorrad – und da wird Andreas plötzlich ganz still.

„Ich finde es fast etwas unreal, hier zu fahren. Sind wir jetzt echt in der Mongolei einfahren – im Motorrad?! Wie geil ist das?“

Die Landschaft beeindruckt ihn tief, vor allem die Tierwelt:

„Diese ganzen Pferdeherden – Wahnsinn! Ich habe in meinem Leben noch nie so viele Pferde gesehen.“

Und das Fahren?

„Super. Die Bikes sind richtig geil. Ich bin mega zufrieden. Couldn’t be better.“

Kleine Einschränkung? „Sand ist tricky – aber das ist auf jedem Motorrad so. Geht schon. Geht alles.“

Fazit: Der Mann, der sich im Camp ein Schaf organisiert, bleibt bei Tageslicht ein echter Enthusiast mit staubigem Helm und glänzenden Augen.

Morgen um 7:30 Uhr geht’s weiter. Aber heute schlafen wir wie Könige. In Jurten. Im Nirgendwo.