ÖAMTC Pressekonferenz Resümee: 84 Tote die meisten Wiedereinsteiger 40+

ÖAMTC Pressekonferenz Resümee


84 getötete Motorradfahrer im Jahr 2013, Wiedereinsteiger gefährdet (+Foto, +Grafik)
 
Drei Viertel der Unfälle selbst verschuldet – Club fordert Investition in Weiterbildung
 
Von 1. Jänner bis 6. Oktober 2013 wurden in Österreich 84 Motorradfahrer bei Unfällen getötet – um 17 mehr als im gesamten Jahr 2012. Damit entwickeln sich die Unfallzahlen im Zweiradsektor konträr zu den Gesamtunfallzahlen. Eine von ÖAMTC und HDI Versicherung präsentierte Analyse zeigt, dass viele Verunglückte Wiedereinsteiger sind. Drei Viertel der Unfälle waren selbst verschuldet. Um die Sicherheit der Motorradfahrer zu erhöhen und die Unfallzahlen zu senken, fordert der Club Investitionen in die Fahrer-Weiterbildung.
 
   "55 der heuer tödlich verunglückten Motorradfahrer waren zwischen 30 und 60 Jahre alt. Das bestätigt den Trend der vergangenen Jahre – am meisten gefährdet sind Wiedereinsteiger. Sie haben ihren Führerschein vor vielen Jahren gemacht, sind nie oder lange nicht Motorrad gefahren und haben kaum Fahrpraxis", fasst ÖAMTC-Verbandsdirektor Oliver Schmerold zusammen. Junge sind wenig betroffen, nur drei der tödlich Verunglückten waren unter 21, 16 Fahrer zwischen 21 und 29 Jahren. 10 der tödlich verunglückten Motorradfahrer waren über 60 Jahre alt (Quelle: BMI).
 
Zwtl.: HDI bestätigt – Biker fahren weniger, die meisten Unfälle am Samstag
 
   Bestätigt werden die Daten der ÖAMTC-Unfallforschung durch die HDI Versicherung AG, einen der größten Motorrad-Versicherer. "Verursacht ein HDI versicherter Motorradfahrer einen Unfall, ist er im Durchschnitt 45 Jahre alt", erklärt Vorstandsvorsitzender Günther Weiß. Auch andere Zahlen belegen, dass viele Motorradfahrer wenig Übung haben. "Motorradfahren ist ein Wochenend-Vergnügen – die meisten Unfälle passieren am Samstagnachmittag. Außerdem werden die Nummerntafeln heute oft schon von Oktober bis Mai zurückgelegt – der fahrfreien Zeit von sieben bis acht Monaten stehen vier bis fünf 'aktive' Monate gegenüber."
 
Zwtl.: 61 Getötete durch Alleinunfälle und selbst verschuldete Kollisionen
 
   Von den 84 heuer getöteten Motorradfahrern starben 26 bei Alleinunfällen, 35 verunglückten durch ihr eigenes Fehlverhalten bei Kollisionen mit anderen Verkehrsteilnehmern. Die Ursachen: unangepasste Geschwindigkeit, Überholen, Kurvenschneiden, Vorrangverletzungen. Drei Motorradfahrer starben bei Kollisionen Motorrad gegen Motorrad. 20 Biker verunglückten durch Fremdverschulden – meist nach Vorrangverletzungen von Pkw bei Kreuzungsunfällen (Quelle: BMI). "Häufig wird der Motorradfahrer vom Pkw-Lenker übersehen oder seine Geschwindigkeit falsch eingeschätzt. Eine bessere Fahrzeugbeherrschung könnte etliche Unfälle verhindern oder die Folgen abmildern", sind sich HDI Vorstandsvorsitzender Weiß und Georg Scheiblauer, Motorrad-Chefinstruktor der ÖAMTC Fahrtechnik, einig.
 
Zwtl.: Investitionen in Fahrer-Weiterbildung kann Unfallzahlen senken
 
   Von öffentlicher Seite wurde in den vergangenen Jahren in die passive Sicherheit (Leitschienenunterbau, Asphalt u.a.) investiert. Außerdem wurde die Ausbildung reformiert. "Um Wiedereinsteiger zu erreichen, sind weitere Maßnahmen notwendig. Die vorliegenden Zahlen zeigen, dass in der Fahrer-Weiterbildung ein großes Potenzial liegt. Damit wird genau die betroffene Gruppe der Wiedereinsteiger erreicht", fordert Schmerold. Jeder Motorradfahrer sollte einen Gutschein für eine praktische Weiterbildung erhalten. Der Gutschein sollte auf allen behördlich genehmigten Mehrphasenplätzen einlösbar sein – das würde die notwendige einheitliche Qualität gewährleisten. Der ÖAMTC-Verbandsdirektor verweist damit aufErfahrungen aus den Bundesländern. So ging z. B. die Anzahl der getöteten Motorradfahrer in Oberösterreich signifikant zurück, nachdem das Land einige Jahre lang Motorradfahrer gefördert hatte. 
 
   Die Reduktion der Unfallzahlen ist auch der HDI ein Anliegen. Denn neben menschlichem Leid ist der Kostenfaktor bei einem Motorradunfall nicht zu unterschätzen. "Der durchschnittliche Aufwand pro Kfz-Schadenfall (exkl. Motorrad) liegt bei der HDI bei rund 2.200 Euro, beim Motorrad liegt er bei ca.  2.900 Euro. Der Grund sind u.a. schwerere Verletzungen, längere Krankenstände, aber auch bleibende Schäden durch Motorradunfälle", erklärt Vorstandsvorsitzender Weiß.
 
Zwtl.: ÖAMTC Fahrtechnik-Profi setzt auf Übung
 
   Mehr Übung wirkt sich direkt auf die Fahrzeugbeherrschung aus. "Wir wissen, dass jeder Teilnehmer nach einem eintägigen Training um eine Klasse besser ist. Danach sollte man jedes Jahr zu Saisonbeginn einen Auffrischungskurs absolvieren, um die Reflexe nach der Winterpause zu schärfen und wieder ein Gefühl für Schräglage und Geschwindigkeit zu bekommen", betont der Motorrad-Chefinstruktor der ÖAMTC Fahrtechnik. Neben der Verbesserung der Fahrzeugbeherrschung – also Bremsen, Blicktechnik, Kurvenfahren und Notmanöver – liegt ein Fokus am Erkennen gefährlicher Situationen. Dabei werden typische Kollisionsunfälle mit Pkw analysiert.
 
Zwtl.: HDI & ÖAMTC Fahrtechnik suchen den "Sichersten Motorradfahrer"
 
   Mit Frühjahr 2014 starten ÖAMTC Fahrtechnik und HDI Versicherung den Bewerb "Der sicherste Motorradfahrer". "Bei diesem Bewerb stehen Fahrzeugbeherrschung  und Geschicklichkeit im Vordergrund. Er ist ein Anreiz, am Training teilzunehmen und so noch mehr Zweiradfahrer auf die Saison vorzubereiten", erklärt Scheiblauer.
 
   Für den Bewerb "Der sicherste Motorradfahrer" kann man sich im Rahmen des Motorrad Warm-up in allen ÖAMTC Fahrtechnik Zentren qualifizieren. Beim Finale stellen die Teilnehmer ihre fahrerischen Fähigkeiten beim Kurvenfahren und Bremsen unter Beweis und absolvieren mehrere Geschicklichkeitsparcours.
 
Weitere Informationen findet man www.oeamtc.at/fahrtechnik 
 
TEXT ÖAMTC
FOTO Motorradreporter

Rückfragehinweis:
ÖAMTC | Kommunikation 
Dagmar Halwachs