Matthias Walkner ist von Berufs wegen Extreme gewohnt. Bei der 'Rallye Dakar' ist er extrem schnell unterwegs, die Etappen der Dakar sind oft extrem lang. Und um bei der Dakar auf's Podium zu kommen, muss man in jeder Hinsicht extrem viel Risiko nehmen.
Was aber kommende Woche vor Matthias Walkner liegt, ist extrem anders.
Der Dakar-Champion von 2018 gibt sein Debüt bei der "Red Bull Romaniacs". Sie gilt als die härteste und legendärste Hard-Enduro-Rally der Welt. Ab 26. Juli führt sie zum bereits 19. Mal fünf Tage lang durch die Täler und über die Gipfel der rumänischen Karpaten rund um Sibiu.
Wo er bei der 'Dakar' mit bis zu 185 km/h auf langgezogenden Pisten um Sekunden kämpft, wird sich Matthias Walkner bei der 'Romaniacs' nicht einmal halb so schnell durch felsdurchsetzte, enge Schluchten arbeiten. Wo er bei der 'Dakar' mit Vollgas über Kuppen für mehr als 30 Meter weite Sprünge abhebt, wird sich Matthias Walkner in den Karpaten endlos lange, unglaublich steile Waldhänge emporkämpfen. Durchsetzt mit teils rutschigen, teils losen Steinen und querliegenden Baumstämmen gelten die Auf- und Abfahrten der "Red Bull Romaniacs" in der Hard-Enduro-Szene als die Mutprobe schlechthin.
Matthias Walkner hat 2012 die MX3-Weltmeisterschaft gewonnen, neben seinem Dakar-Sieg 2018 und einigen Podiumankünften ist er auch zweifacher Cross Country Weltmeister. Der KTM-Pilot ist also routiniert und erfahren. Bei der "Red Bull Romaniacs" aber betritt der PS-Routinier wettkampfmäßiges Neuland: "Ich habe das Gefühl, dass noch sehr viel an Leidenschaft und Motivation in mir steckt. Darum will ich die 'Red Bull Romaniacs' versuchen. Da der Rally-Sport dieses Jahr eine recht lange Sommerpause macht, habe ich mir gedacht, ich könnte das jetzt endlich mal angehen. Wenn man die Fahrer fragt, so sagen sie, die 'Romaniacs' ist eigentlich das coolste Event im Hard-Enduro. Alle sind begeistert. Ich wollte das immer schon mal machen."
Zwar stellt die "Red Bull Romaniacs" gänzlich andere Herausforderungen an Mensch und Maschine, dennoch bleibt Matthias Walkner seinen Wurzeln treu. Er wird auch in Rumänien mit seinem Rally-Dienstfahrzeug an den Start gehen. Seine KTM 450 Rally Factory ist in jeder Hinsicht "zu groß" für die Karpaten. Mit mehr als 140 Kilogramm ist Walkners Rally 4-Takter deutlich schwerer als die nur knapp mehr als 100 Kilogramm schweren (meist) 2-Takter der Hard-Enduristen: "In erster Linie steht für mich der Trainingsaspekt und das Abenteuer im Vordergrund. Ich war noch zum Testen in Italien und habe mit den Reifen, der Übersetzung und den Stoßdämpfern experimentiert, um das Motorrad bestmöglich an die Gegebenheiten anzupassen."
Die "Red Bull Romaniacs" ist in diesem Jahr die fünfte Station der "FIM Hard Enduro World Championship". In den WM-Kampf der Hard-Enduro-Spezialisten wird sich Matthias Walkner naturgemäß nicht einmischen. Sie alle fahren in der Gold-Klasse, deren Spurführung für Normalsterbliche schlicht nicht zu bewältigen ist. Nach Beratungen mit einigen anderen Piloten hat sich Matthias Walkner für den Start in der Bronze-Klasse entschlossen. Das ist der dritte von insgesamt fünf Schwierigkeitsgraden: "Ich habe mich erkundigt, was realistisch machbar ist mit dem Rally-Motorrad. Und habe mich dann entschieden, in der Bronze-Klasse zu starten. Ich freue mich und bin sehr motiviert. Schauen wir mal, was das für ein Abenteuer wird."
Die "Red Bull Romaniacs" beginnt am 26. Juli und dauert bis 30. Juli. Nach dem spektakulären Enduro-Cross-Prolog in der Altstadt von Sibiu führt die Rally über vier Offroad-Etappen durch die rumänischen Karpaten. Vorjahressieger war Matthias Walkners KTM-Teamkollege Manuel Lettenbichler aus Deutschland.