KTM 390 Duke Dauertest - die Kurvenrakete

Nach der 125er und der 200er bekamen wir die KTM 390 Duke in unseren Fuhrpark gestellt . Ein 2019er Modell. Nach einem Jahr ist es uns nun möglich, ein paar Aussagen zu treffen.

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Angefixt mit dem 2017er Modell, umgestiegen auf die 2019er Ausgabe

Wo: getestet wurde auf Schotter, Asphalt, regennasser Straße
Wer: diverse Personen 
Wann: die ganze Zeit 
erstes Fazit: nach einem Jahr haben wir sie aus dem Testbestand gekauft

Warum? 

Sie hat definitiv mehr Leistung als die 200er. Ja echt. 43PS. Wir fahren hauptsächlich im urbanen Bereich. Gerne fährt auch die Frau hin und wieder in die Arbeit damit. Abstecher auf die Landstraße machen große Freude.

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Das neue Privatfahrzeug

PR Text KTM

Die KTM 390 DUKE ist ein gutes Beispiel dafür, was das Motorradfahren so attraktiv macht. Diese Kurven Rakete kombiniert maximalen Fahrspaß mit optimalem Nutzwert und ist überall überlegen, wo wieselflinkes Handling gefragt ist. Federleicht, kräftig und voll modernster Technik, garantiert sie ein aufregendes Fahrerlebnis, egal ob im Großstadtdschungel oder im Kurvenwald.

Autobahn

Wir gestehen, die Vignette haben wir ausgelassen. So oft waren wir auf der Autobahn nicht unterwegs. Eigentlich nie, bis auf die eine oder andere Ausnahme . Meistens aus Zeitgründen. Mit Autobahn meinen wir in Wien, Südost Tangente. Tangente bedeutet 80 km/h.  Die 390er hat in diesem Speed Bereich das volle Leistungspotenzial. 

Richtung Südautobahn, wenn dann die 130er Zone beginnt, muss man sich schon klein machen, um nach vorne zu kommen. Topspeed liegt so um die 160 km/h, aber so richtig angenehme Gefühle hatten wir dabei nicht, aber möglich ist es. 

Fazit Autobahn: Geht, muss aber nicht sein.

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Von der Autobahn Richtung Landstrasse im Stadtverkehr

Landstraße

Eine wichtige Referenz ist die Landstraße. Als Wiener ist die nächste nennenswerte Landstraße, der Exelberg. Wir können beim Exelberg mehrere Segmente unterscheiden, wenn man will. Zum Beispiel die Serpentinen, oder die schnelleren Passagen dazwischen. 

Das flexible und spontane Überholen von Autos ist mit der 390er überhaupt kein Problem, auch ohne Einsatz der Kupplung. 

Trotzdem ist es empfehlenswert, über den richtigen Gang schon im Vorfeld nachzudenken. Bei den berühmten Königstättner Serpentinen bergauf, haben wir probiert die langsamen Haarnadeln entweder im ersten Gang zu fahren, im zweiten oder im dritten. Der erste Gang war zu kurz, der zweite Gang perfekt, der dritte Gang zu hoch. 

Im Gegensatz zu einer Tausender bei der es ja grundsätzlich wurscht ist, welcher Gang eingelegt wurde. Oder ?

Der Fahranfänger lernt mit der Mittelklasse KTM viele Schaltvorgänge schnell zu erfassen.

Beim runterschalten und harten Anbremsen mit Motorbremse, vor allem Bergab in den Serpentinen, hat sich gezeigt, dass die KTM aufgrund ihres geringen Gewichtes (149 Kg Trocken) leicht zu rutschen beginnt. Das kann man jetzt mögen und weiter forcieren, in dem man das ABS am Display manipuliert, oder mit Zwischengas das Runterschalten dosiert. 

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Auch auf Schotter hält die 390er schön stabil. Rechts im Bild: Erzbergrodeo Finisher Dieter Rudolf auf der 701 im Wiener Becken.

ABS & Fahrwerk

Der Bordcomputer bietet drei Stufen an. 

ABS 1 ist "Road" (Standardeinstellung), ABS "AUS", oder "Supermoto". Im Standard ist das verbaute Bosch ABS für durchschnittliche Geschwindigkeiten und Alltagsmanöver ausgezeichnet.

Beim harten Anbremsen zeigt sich das Limit der verbauten ABS Standardeinstellung in Kombination mit dem Fahrwerk. Insbesondere beim Bremsen in Schräglage bei knapp 100km/h, über Bodenwellen. Der Reifen hält zwar, aber würde die KTM sprechen, dann täte sie folgendes sagen: “Heast Oida, das war jetzt nicht notwendig. Schalte bitte das ABS aus, oder kauf dir meine grosse Schwester. Die 790er.”
 

Fahranfängern, oder Ehefrauen kann diese leichte Schwachstelle egal sein. Sie werden nie in diesen Bereich kommen. 
 

In der Fahrschule wird heute noch gelehrt: Der Bremsvorgang muss am Kurveneingang abgeschlossen sein und dann mit Stützgas die Kurve im richtigen Gang befahren werden. 

Wenn der Gegner in der Kurve ausgebremst werden soll ist, diese Regel nicht mehr anzuwenden. Dann gilt nur noch das Gefühl auf der Bremse und ein korrekt arbeitendes Fahrwerk. Die WP Apex 43 Federgabel mit 140mm,  lässt sich nicht einstellen, am 150mm Federbein haben wir die Vorspannung nach einigen Wochen gestrafft. Dieses Straffen hat das Gefühl der Sicherheit bei schnelleren Manövern stark erhöht.

Der nächste Punkt bei sportlicher Fahrerei war das ABS auszuschalten, hier schreibt aber der Bordcomputer “Nicht Legal”. Keine Ahnung was er damit meint. Sollte im Falle einer Total Verschrottung die Versicherung leistungsfrei sein? Wir fragen bei einer Versicherung nach. Genauer gesagt bei der Leiterin einer KFZ Leistungsabteilung.

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ABS Aus - Nicht legal

Wir fassen das Telefonat zusammen:

Wenn so ein "ABS" Unfall passiert, müssen folgende Fragen von einem Sachverständigen beantwortet werden:

Gibt es eine Kausalität zwischen ausgeschaltetem ABS und dem Totalschaden ? Falls ja, geht es in Richtung grobe Fahrlässigkeit, oder nicht ?

Ein fiktives Beispiel bei dem die Versicherung leistungsfrei sein kann:

Weil´s so lustig ist, schaltet Herr Karl K. das ABS aus. Er übertreibt die sportliche Fahrerei und nach einer Kurve in der Kalten Kuchl, trifft er auf das viel langsamere Ausflugsauto von Fam. Schrank. 

Hr. K muss eine Notbremsung einleiten, welche misslingt (Das Vorderrad blockiert und rutscht weg) und er schlittert in das Heck von Fam. S.

Grosse Schreierei. Beide Fahrzeuge sind “Fetzenhinig.” 

Der Sachverständige kommt aufgrund des Polizeiprotokolles zum Schluss, dass Hr. K. viel zu schnell unterwegs war und aufgrund der techn. Analyse sieht er, das ABS war aus. Wäre das ABS an gewesen, kann vermutet werden, der Unfall wäre so nicht passiert. Der Begriff der groben Fahrlässigkeit kann eingewendet werden. Ein ganz ein schlechter Tag für Hr. K. Die Versicherung zahlt die Schäden des Unfallgegners und regressiert anschließend bei Hr. K. 

Also wechseln wir sicherheitshalber in den Modus "Supermoto". Supermoto heisst, das ABS wirkt nur vorne. Überraschenderweise können wir kaum einen Unterschied feststellen, zwischen ABS aus und Supermoto. 

Hinnageln zur Kurve ist ein Mordsspaß. Vom 4er auf den 2 schalten mit der ganzen Bremsleistung. Vorderradbremse voll, hintere Bremse voll und Motorbremse dosiert halbvoll, bedeutet quer reinfahren. Ein echtes Fahrvergnügen. Der Supermoto Mode ist perfekt für uns abgestimmt.

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In wenigen Sekunden wird in den Supermoto Modus geschalten

Nachteil: Um den ABS Modus zu wechseln, muss der Einstellknopf mindestens 5 Sekunden gedrückt werden. Das ist sehr lange. Vor allem wenn bei Fahrtbeginn vergessen wurde, den ABS Modus zu verstellen. Während der Fahrt ist es nicht möglich die Einstellung zu ändern. Es muss also stehengeblieben werden. Das kann lästig sein. Beim Abdrehen des Motorrads und neuerlichen starten, resetet der Bordcomputer das ABS automatisch wieder in die Standardeinstellung.

Das schöne TFT Display ist auch bei Rückensonne und polariserenden Sonnenbrillen gut lesbar. Allerdings hier nochmals für die Unbelehrbaren: Kein Tochdisplay.

Fazit: 
Wer in die Kurve reindriften lernen will, muss unbedingt die 390er kaufen. Wir kennen kein Motorrad mit dem es leichter geht. Wer das nicht will, macht einfach gar nichts. ABS Standardeinstellung reicht dann aus.

Video:  KTM Stuntrider, Rok Bagaros, lernt hier das Driften mit der KTM 390 Duke:

Luftdruck

Die KTM reagiert sehr sensibel auf unterschiedliche Luftdrücke. Wir sind Luftdrücke gefahren von 0,9 bar bis annähernd 6 bar. Am Ende des Tages sind wir für uns drauf gekommen, das 2,5 Bar Luftdruck das Optimum ist zwischen Grip - Gefühl und Handling. 

Reifen

Standardmäßig war der Metzler MT 07 montiert, ein ausgezeichneter Reifen am Anfang. Zum Ende hin, das heißt nach ca. 7000 km, zunehmende Verschleißerscheinung (no nah) und an Schräglage nicht zu mehr denken. 

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Der Fuhrpark der "bösen" HTL Ottakring - In orangener Hand

Schräglage

Der Indikator für Schräglage ist der Fußraster. Der Fußraster bei der KTM ist sehr hoch angesetzt, unabsichtliches Anschleifen der Raster, im Straßenverkehr, ist uns zu keinem Zeitpunkt passiert. Nur mit bewussten Druck auf einer abgesperrten Teststrecke (Driving Camp Pachfurth) konnten wir die KTM 390 dazu bringen den Raster anzuknuspern. 

Dann ist man aber schon sehr schräg unterwegs, zu schräg für die Jeanspartie mit Sportschuhen. Zum Vergleich die BMW G 310 schleift grundsätzlich ja an jeder Straßenecke.

Anmerkung:

Wir haben uns gefühlsmäßig fast alle 100.000 KTM 390 Review Videos auf youtube angeschaut. Wir haben keines gefunden, bei dem der Testfahrer auf die Fussraster umlegt.  Der junge Bursche vom KTM Promo Video, legt zwar schwer um (In Jeans und Turnbock) , aber auch ihm fehlt letztenendes der Kantenschlag.

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Schräg, schräger am Schrägsten - KTM Promotion Video
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Dieser Blogger ist schön am Knie, aber vom Raster ebenfalls weit entfernt

Am liebsten fahren wir im Drehzahlband zwischen 3 und 5000 Touren, die meiste Zeit ist dabei der dritte oder 4. Gang eingelegt.

Video: KTM Video der KTM 390 Duke:

Wheelies

Die KTM 390 ist das bevorzugte Stuntgerät von Rok Bagoros, dem KTM Stuntfahrer. Somit ist alles gesagt. Der erste Gang ging mit der Standardübersetzung sehr scharf aufs Hinterrad, der dritte Gang nur mit sehr viel Kupplungseinsatz. Der zweite Gang war nach einer gewissen Übungszeit sehr leicht und überschaubar machbar.

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Stuntfahrer Julian Welsch im Einser mit perfektem Wheelie
ktm wheelie
Oder mit dem 2er im lockeren Skid Row Style

Im Winter

Ein Start bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt ist kein Problem. Die KTM springt sofort an. Allerdings: Beim Anrollen an die erste Ampel, stirbt sie ohne künstliche Drehzahlerhöhung ab. Und das jedes Mal.

Was sagen die anderen ?

Zitat, Motorrad Online:

"Doch statt Driften ist jetzt Einlenken gefragt, um am Vorturner dranzubleiben. Und Einlenken, das erledigt die KTM 390 Duke mit der Entschlossenheit eines gedopten Eichhörnchens. Auf 110er- beziehungsweise 150er-Sohlen (Metzeler Sportec M5) kennt der Drei-Zentner-Floh praktisch keinen Widerstand gegen Lenkimpulse, hechtet flink, dabei neutral Richtung Scheitelpunkt, wird erst kurz bevor die Rasten Funken schlagen ein wenig kippelig. In Schräglage wie auch auf der folgenden, buckeligen Gerade zeigt sich dann deutlicher Fortschritt in Sachen Fahrwerk."

Zitat, Motorradnet:

"Säuselnd nimmt der Vierventiler seine Arbeit auf, aber lässt sich ab Sekunde Eins zu jeglichen Sperenzchen überreden. Auch wenn die Duke eine Generation von Fahranfängern sicher vom Parkplatz auf die Landstraße begleitet hat, und sicherlich noch viele auf ihr die ersten Erfahrungen sammeln können, ist sie in erster Linie ein Spaßmacher."
 

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Vergleichsfahrten mit Fahrzeugtausch. KTM auch gegen die grösseren vorne dabei

Fragen

Ist die KTM 390 für einen Fahranfänger geeignet? 

Ja, ist perfekt geeignet. Tolles einfaches Handling. Nicht zu viel Power, aber trotzdem ausreichend Punch um nach vorne zu kommen.

Ist die KTM 390 Duke für Frauen geeignet?

Ja, sie für Frauen perfekt geeignet. Leicht und niedrig. 

Ist die KTM 390 für den sportlich Ambitionierten geeignet?

Ja, damit kann voll angestofft werden,  ohne mit einem Fuß im Häfen zu sein, oder im Grab. (siehe auch KTM 200 Duke)

Sie ist den kleineren Schwestern in Leistungsbelangen schwer überlegen und kann trotzdem auch beim Handling mit der 200er absolut mithalten. Bei der 390er fangen wir schon an von einem echten Motorrad zu reden.

Link:
https://www.ktm.com/at/naked/390-duke/

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Fazit: Gefahren und Gekauft

Foto: Mike Stone, MR