Yamaha Testbericht MT 09

In den 1980er und 90er Jahren galten 1000er Supersportler oder schwere +1200 ccm Nakedbikes aufgrund ihrer starken Leistung in Verbindung mit oftmals zu schwachen Fahrwerken, sowie keinem ABS und fehlender Traktionskontroller - dafür aber wirklich argen Tuningmöglichkeiten (zB Suzuki Bandit Stage 5 mit knapp 160 PS am Hinterrad..) früher als Witwenmacher.

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Yamaha MT09

Heutzutage fällt es zum Glück immer schwerer mit einem Motorrad zu stürzen, weil eben viele elektronische Helferlein bei starken Maschinen serienmäßig an Board sind um den Fahrer vor rutschenden Vorderrädern oder einem sich selbst überholenden Hinterrad zu schützen. So auch bei der kräftigen Yamaha MT09 deren Motto heißt: Draufsetzen, starten, Spaß haben. Außerdem wohlfühlen, flott sein und nochmals: Spaß haben!

Der Dreizylindermotor mit 847 ccm leistet 115 PS bei 10.000 u/min, das maximale Drehmoment liegt bei 87,5 Nm bei 8.500 u/min. an.

Das Aggregat schiebt schon bei niedriger Drehzahl druckvoll nach vorne (besonders erfreulich in Bergaufkehren oder sehr engen Kurven, damit einen weder Supermoto noch GS-Fahrer sonderlich ärgern können) und steigert sich ohne spürbaren Einbruch bis in den Begrenzer. Dieser wurde bei den Testfahrten leider zu häufig ungewollt auf seine Funktionalität geprüft, denn irgendwie hat man das Gefühl noch weiter drehen zu können - kann man aber nicht. Schaltet man bei einem verbissenen Hatzerl aber zu spät hoch, verliert man jene „wichtige“ Meter, die später bei einer Rast vom jeweiligen Jausengegner genüsslich triumphierend ausgekostet werden.

Yamaha könnte hier mit einem kostengünstigen jedoch durchaus wertvollem Gimmick nachbessern: einem Schaltzblitzlamperl. Dafür verfügt die MT09 über einen elektronischen Gasgriff, das heißt die Drosselklappen werden nicht vom Gaszug sondern vom Bordcomputer angesteuert. Wie in vielen Bereichen kann einen Technik auch bei Motorrädern aber auch überfordern und vom Wesentlichen ablenken: „Soll ich das Fahrwerk elektrisch auf Sozia mit Handtasche oder auf Sozia mit Hund oder aber auf mit Sozia mit Reisegepäck einstellen? Gasannahme auf Stadt, Stadt im Regen, Stadt im Nebel, Stadt im Schnee oder Stadt mit viel Schotter? Oder Rennstrecke mit…“. Die MT-09 verzichtet auf zu viele Einstellmöglichkeiten und bietet serienmäßig wirklich sinnvolle Helferlein, welche die Fahrt angenehmer, sicherer und damit sogar auch flotter machen: ABS, Traktionskontrolle in den Stufen 1, 2 und AUS. Bei Stufe 1 geht die Yamaha bei voller Beschleunigung aufs Hinterrad allerdings seidenweich und sehr kontrollierbar. Bei Stufe 2 wiederum ist das nicht mehr möglich und bei AUS muss man wahrlich aufpassen, dass man sich beim Vollgasstart nicht überschlägt oder in der Kurve einen lästigen Highsider fabriziert.

Das Motormanagement wiederum gibt’s in den Stufen A, B und Standard. A wie aggressiv, B wie beschaulich (hier wird die Leistung spürbar gedrosselt, außerdem ist die Gasannahme dann sehr weich – bei Regen wirklich angenehm und empfehlenswert) sowie Standard: diese Einstellung ist ideal im Stadtverkehr.

Abgesehen vom Motor punktet die nackte Yamaha mit einer voll einstellbaren Gabel (sportlichen Fahrern sei empfohlen die eher weiche Grundeinstellung deutlich härter zu stellen), sauber dosierbaren Bremen und einer angenehm sportlichen – jedoch nicht zu sportlichen – Sitzposition. Das fahrfertige Gewicht beträgt nur 188 kg, schön ist das! Die MT-09 legt sich locker und unbeschwert in Schräglage, ein kleiner Druck am Lenker und *flutsch+ lenkt sie sauber und präzise ein. Schon nach wenigen Metern fühlt man sich mit der Yamaha vertraut und egal mit welcher Geschwindigkeit man seine Linie durch die Kurve anpeilt: die MT09 gibt sich freundschaftlich unaufgeregt und lässt dem Fahrer die Konzentration auf den Bereich richten, der am wichtigsten ist: die Strecke.

Fazit: Die MT-09 macht richtig viel Spaß und kostet mit sehr fairen € 10.399,- deutlich weniger als zB eine ebenfalls dreizylindrige Triumph Speed Triple. Wer das Motorrad verbessern möchte, kann sich andere Gabelfedern und ein anderes Federbein überlegen und diese Komponenten dann professionell abstimmen lassen. Der Motor aber ist – jedenfalls auf der Straße – in jedem Bereich stark genug und dermaßen gut handelbar, dass man mit dieser Leistung wohl oftmals schneller unterwegs sein wird als mit vergleichbaren sehr starken Motorrädern (+150 PS). Denn nochmal: Der Fokus sollte während der Fahrt primär auf der Strecke liegen, welche man im Idealfall mit einem harmonischen Motorrad genießen kann und diese Überlegungen haben bei der Entwicklung der MT09 wohl eine sehr große Rolle gespielt.

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