Mit dem Bike zu Motorradrennen: Diese Grundregeln machen es einfacher

Mit dem Bike zu Motorradrennen: Diese Grundregeln machen es einfacher

Stock.adobe.com © Marco2811
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Einmal abgesehen von Corona ist Motorsport auf zwei und drei Rädern in ganz Europa ein Fanmagnet. Dabei kommt es auch nicht auf die Größe der Veranstaltung an. Egal ob es ein kleines Speedway-Rennen ist, ob MotoGP oder auch absolute Kult-Veranstaltungen wie die Tourist Trophy.

Doch einmal Hand aufs Herz: Wenn man schon nicht selbst bei so etwas teilnehmen kann, weil es an Fähigkeiten, Portemonnaie-Inhalt oder auch Kaltblütigkeit am Lenker mangelt, dann will man wenigstens auf dem eigenen Bike anreisen, draußen kampieren und etwas von diesem Feeling hautnah spüren, statt es nur von den Zuschauerrängen aus zu erleben. Und wenn dann vielleicht noch ein paar Freunde dabei sind, umso besser.

Allerdings handelt es sich hierbei nicht nur um das Zuschauen bei einem Motorradsport-Event, sondern auch eine recht spezielle Form von mehrtägiger Bike-Camping-Tour. Dementsprechend gilt es hier, einige Grundregeln zu beachten. Übrigens: Diese Tipps gelten auch für Festivals ohne Renncharakter.

Regel 1: Früh anfangen, spät aufhören

Stock.adobe.com © Patrick
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Ein Rennwochenende heißt deshalb Rennwochenende, weil es sich typischerweise um eine maximal dreitägige Wochenendveranstaltung handelt – inklusive etwaiger Vorrunden und dem Hauptrennen. Daraus aber zu schließen, dass es ebenso genügen würde, freitags an- und sonntags abzureisen, wäre bei den allermeisten Veranstaltungen – selbst den kleineren – reichlich „straff terminiert“.

  1. Je größer die Veranstaltung, desto schneller ist alles ringsherum belegt. Das gilt vor allem für Zeltplätze, macht aber auch vor dem Kartenverkauf und anderen Elementen nicht Halt.
     
  2. Je größer das Rennen, desto größer werden die „bewegten Massen“, die sich zu Beginn und Ende in die Region und aus ihr heraus bewegen. Selbst mit dem Bike steht man dann schnell im dichtesten Stau.
     
  3. Wer zuerst kommt, kann sich die besten Plätze aussuchen.

Das bedeutet vor allem, dass es nicht zielführend ist, die Reise nur auf das Rennwochenende zu begrenzen; ganz speziell, was die Anfahrt anbelangt. Hier sollten nicht nur die Fahrdistanz und die Tagesleistung die maßgeblichen Faktoren sein, sondern die erwarteten Zuschauerzahlen. Für einen typischen Termin im MotoGP-Kalender ist es ohne Weiteres ratsam, spätestens(!) zur Wochenmitte einzutreffen. Selbst bei kleinen Veranstaltungen macht es Sinn, sich zumindest den Freitag freizunehmen und donnerstags anzukommen– maßgeblich sollte immer sein, ab wann die Zeltplätze geöffnet sind.

Hinterher ist zwar weniger Luft vonnöten, jedoch sollte zumindest bei den Großveranstaltungen die Abreise ebenfalls erst am Folgetag beginnen. In den Stunden nach den Rennen will wirklich jeder schnellstmöglich weg, diesen Stress kann man sich getrost ersparen. Und: Zumindest je ein Tag für Vor- und Nachbereitungen ist auch nicht verkehrt.

Regel 2: Beim Alleinfahren spartanisch, aber nicht zu spartanisch sein

Trike- und Beiwagenfahrer können dieses Kapitel mitunter überspringen. Alle anderen sollten jedoch bedenken, dass Stauraum, wie er fürs Zelten nötig ist, auf Bikes Mangelware ist. Es wird deshalb immer auf Kompromisse hinauslaufen – sowohl was die Ausrüstungsmenge wie den Fahrkomfort anbelangt.

Es gilt deshalb der dringende Rat, die Optik seines Bikes für diesen Trip zur Nebensache werden zu lassen, und es so gut wie möglich mit Heck-, Tank- und Seitentaschen auszustaffieren. Sieht vielleicht nicht sportlich aus, macht das Bike auch träge, ist aber als einziges dazu geeignet, ein Kampieren im „Survival-Stil“ zu verhindern. Und wer sich nicht scheut, sollte auch einen Rucksack tragen; zumindest aber eine Bauchtasche.

Letztendlich läuft es dabei aber dennoch auf eine höchst-reduzierte Ausrüstung hinaus:

  • Höchstens ein Zweipersonenzelt. Hier lohnt es sich, für geringste Packmaße und Gewichte auf hochwertiges aus dem Trekking-Segment zu setzen.
     
  • Kissen und Isomatte selbstaufblasend.
     
  • Wechselkleidung auf zwei Sätze beschränken, dafür einen hochwertigen (Regenschutz-)Poncho mitnehmen.
     
  • Beim Schlafsack lieber auf dünnere Modelle setzen, diese jedoch um eine wetterfeste (wärmeisolierende) Außenhülle ergänzen.

Die Sitzgelegenheit sollte in Form eines Anglerschemels mitgenommen werden; für mehr reicht wahrscheinlich der Platz nicht, ganz ohne sollte man jedoch auch nicht fahren.

Regel 3: Mit den Freunden ein Auto mitnehmen

Stock.adobe.com © Wellnhofer Design
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Nicht jeder fährt allein zu solchen Veranstaltungen. Häufiger wird wohl mit der Motorradclique anzureisen. In dem Fall wäre es jedoch falsch, wenn einfach mehrere Biker wie im vorherigen Kapitel verfahren. Egal ob per Streichholzziehen, Stein-Schere-Papier oder einer völlig anderen Methode: Einer in der Truppe sollte das Bike zuhause lassen und stattdessen die vierrädrige Vorhut bilden. Selbst wenn es nur ein Kleinwagen ist, erst recht aber ein Kombi oder gar ein Van, lässt sich so vom Pavillon bis zu anständigen Sitzgelegenheiten so viel mehr mitnehmen, was auf dem Zeltplatz und den Zuschauerrängen nützlich ist.

Regel 4: Ein bisschen Grundwissen mitbringen

Warum ist Motorsport generell zuschauerfreundlich? Weil auch völlige Laien auf einen Blick erkennen können, wer vorn liegt. Da unterscheiden sich Superbike und das (2021 leider abgesagte) so beliebte Erzbergrodeo nicht voneinander.

Allerdings ist klar, dass es spätestens auf den Zeltplätzen natürlich auch Benzingespräche geben wird. Vielleicht mag der eine oder andere ja auch eine Wette platzieren. Und in jedem Fall ist es auch hilfreich, erkennen zu können, wieso, weshalb, warumjemand vorne liegt.

Angesichts all dieser Faktoren ist es ziemlich sinnvoll, sich zuvor ein bisschen in die Thematik, Varianten und Begrifflichkeiteneinzuarbeiten. Das gilt vor allem, aber nicht nur fürs Wetten, sondern auch die jeweilige Disziplin, vielleicht etwas zur Rennstrecke und auch zu den Regularien. Zumindest in einem Maß, in dem man abends am Lagerfeuer mitreden kann, statt nur schweigend zuzuhören.

Regel 5: Frühzeitig Vorräte vor Ort beschaffen

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Campingausrüstung und Vorräte für mehrere Tage mitzubringen, funktioniert leider nur, wenn man in der Gruppe anreist und besagtes Auto dabei ist. Das heißt, wenn Zelt und Co. aufgebaut sind, muss fürs leibliche Wohl zwischen Frühstückstoast und Getränken gesorgt werden – man kann ja nicht mehrere Tage an den überteuerten und kalorienreichen Ständen auf dem Gelände speisen.

Allerdings kaufen nur völlige Anfänger in denjenigen Läden ein, die sich rings um die Strecke und die Zeltplätze befinden – die nutzen ihr Standing nämlich typischerweise schamlos aus und schlagen für das Rennen gerne etwas auf den Preis.

Deutlich besser ist folgendes: Zelt aufbauen, alle Taschen am Bike leerräumen oder zumindest alles in nur eine Tasche räumen. Dann heißt es, sich einen Supermarkt in gewisser (= mindestens 10km) Entfernung per Navi anzeigen zu lassen und diesen anzusteuern. Dauert zwar etwas, spart aber garantiert eine Menge Geld. Apropos Geld:

Regel 6: An den Verkaufsständen Disziplin besitzen

Der geneigte Leser wäre sicherlich schlecht beraten, wenn er hier lesen würde, dass er seine Brieftasche nach Möglichkeit beim Bike oder gar im Zelt lassen sollte. Das wäre einfach töricht, da es bei jeder Veranstaltung leider Menschen gibt, die das Vergnügen anderer zur eigenen Bereicherung nutzen.

Nein, das Portemonnaie sollte tatsächlich während des gesamten Aufenthalts dicht am Körper getragen werden – in Innentaschen, nicht irgendwo außen am Körper. Just deshalb ist es aber auch nötig, sich mächtig zusammenzureißen.

Denn zu wirklich jedem Rennen, jedem Bikertreffen und dergleichen finden sich wahre Heerscharen von fliegenden Händlern ein. Die einen verkaufen T-Shirts, die anderen Motorradkombis und wieder andere lauter dekorativen Krimskrams zwischen Aufnähern für die Kutte und diversen Schmuckartikeln.

Man muss nicht einmal etwas getrunken haben, um an praktisch jedem Stand etwas zu sehen, was einem ins Auge springt. Aber es gelten drei Regeln:

  1. Schon auf dem Hinweg war der Stauraum von Bike und Biker ausgereizt.
     
  2. Erfahrungsgemäß ist an den Buden das meiste ziemlich überteuert.
     
  3. Praktisch jeder dieser Händler hat mittlerweile einen eigenen Internetauftritt oder verkauft seine Sachen zumindest über Amazon und eBay.

Hier der Trick: Auf dem Treffen besser nichts kaufen. Dafür Fotos von allen interessanten Stücken schießen und den Namen des Händlers notieren. Auf diese Weise kann man nach der Heimfahrt immer noch sein Geld loswerden, aber sich alles wenigstens vor die Haustür liefern lassen – statt am Abreisetag verzweifelt zu versuchen, alles in die Taschen zu stopfen, irgendwann aufzugeben und mit drei T-Shirts unter der Kombi die Heimreise anzutreten.