Eine GasGas ES700 und eine Beta 125 RR in der Supermotovariante bildeten die motorisierte Basis. Da vermutlich die 17 Zoll Räder der Beta unpassend sind, wurden noch die Enduroräder des baugleichen Mopeds besorgt und natürlich neue Reifen (TKC80), Bremsscheibe, Kranz und Kette. Der Umbau der Räder war dann doch nicht in 10 Minuten erledigt, weil die Kette wegen dem größeren Zahnkranz an der unteren Kettenführung steckenblieb. Dass die Kettenführung unterschiedliche Montagemöglichkeiten hat, konnte uns weder das "www" noch ChatGPT erzählen, und wurde erst entdeckt, als dieser in der Phase des beginnenden Zweifels demontiert wurde.
Natürlich wurde schon Anfang des Jahres die GPS-Route des TET Sloweniens von der offiziellen Seite geladen und die Planung der jeweiligen Tagesetappen, sowie die Übernachtungsmöglichkeiten sorgfältig vorab geplant. 524 Kilometer lang soll der TET Slowenien sein. Nach umfangreichen Videosichtungen auf YouTube wurden dafür 4 Tage vorgesehen, mittels booking.com und Google Earth wurden die Quartiere ausgewählt, bevorzugt Hotels mit Restaurant. Die Anfahrt würde mit dem Transporter bis Kärnten erfolgen, Faakersee, von dort auf Achse über Italien mit dem Predil Pass zum TET-Einstieg in Slowenien.
Eine Woche vor der Abfahrt wurden die beiden Navigationssysteme (ein Samsung Tablet mit DMD2 und ein Garmin etrex) nochmals aktualisiert und plötzlich war die TET Slowenien Route anders. Nur mehr 390 Kilometer statt 524, weil die Schleife in Meernähe nach Koper gestrichen wurde. Es gab angeblich Probleme mit den Behörden, weil sich viele TET-Fahrer nicht an die Regeln halten, die Route als Rennstrecke missbrauchten, oder einfach eigene Abzweiger in Naturschutzgebiete oder Privatgrundstücke befuhren. Auf diesem Wege, Danke an die Idioten, mögen Euch künftig viele Patschen (Platten für unsere deutschen Freunde) widerfahren. Die kurzfristige Neuplanung wurde nochmals stressig und es wurde beschlossen, die verlorenen Kilometer mit einer Erweiterung nach Kroatien auszugleichen und dann noch 2 Tage am Meer anzuhängen.
Die Mopeds wurden mit Rhinowalk Seitentaschen (die billige Alternative zu Moskomoto oder Kriega) und einer Givi Gepäcksrolle gepackt, Travel light ist die Alternative, also nur eine Hose, ein paar T-Shirts, Regengewand und einen Hoodie. An Werkzeug wurde nicht gespart und natürlich mussten auch Ersatzschläuche, Pumpe, Tape, Hebeln und 2x2L Kanister für Reservebenzin verstaut werden.
Tag 1: Faakersee
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Idrsko
Die Fahrt über die alte Grenze nach Tarvisio, den Predilpass und sonstige Wege führten uns rein auf der Strasse und wenig spektakulär in knapp 2 Stunden bis nach Idrsko, wo wir das erste Quartier bezogen. Es hatte über 30 Grad und unser Zimmer war unter dem Dachstuhl, ohne Klima. Dafür durften wir die Mopeds in einer versperrten Garage unterbringen.
Tag 2: Idrsko
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Rakek
Die Route begann wieder nur auf asphaltierter Strasse, zwar waren es enge kurvenreiche Wege die ansässigen Hügeln hinauf, aber Offroad war zumindest am Anfang nicht vorhanden. Erst nach dem ersten Drittel der Tagestour gab es dann die ersten Schotterwege, die meist durch den Wald führten, aber keinerlei fahrtechnische Herausforderung darstellten. Durstig eroberten wir den Berg Sinji, wo es ein Restaurant geben sollte. Wir bekamen zwar nichts zu essen, aber es gab ein echtes lokales Cola mit dem klingendem Namen Hoppy. Danach folgten wieder unspektakuläre Schotterwege durch den Wald, kurz vor Logatec gab es dann neben einer Schotterautobahn im Wald hunderte Bienenstöcke und hier war es ratsam das Visier und den Mund rasch zu schließen. Die Eigner dieser Bienenstöcke sind dort auch mit dem Auto unterwegs und so war die größte Herausforderung, nicht mit einem Einheimischen in einer unübersichtlichen Kurve zu kollidieren.
Die fehlende Steuerkopfmutter der Beta:
Wir sind um 18:00 Uhr beim Hotel angekommen und nach dem Bezug der Zimmer, parkten wir die Mopeds noch in die Garage. Beim Schieben der Beta bemerkte ich ein großes Spiel beim Lenkkopflager, ich konnte die ganze Gabel mit Gabelbrücken hin und her bewegen. Die Ursache war schnell gefunden, die Steuerkopfmutter der Beta hatte sich verabschiedet, obwohl diese im Vorfeld mit dem korrekten Drehmoment angezogen wurde. Es war mittlerweile 19:00 Uhr, der Ort Rakek ist eher ein Dorf und ich versuchte über Google Translate die slowenische Bezeichnung für Steuerkopfmutter herauszufinden, um, trotz später Stunde, mein Glück bei Motorradwerkstätten in größeren Dörfern der Umgebung zu versuchen. Meine Anrufe blieben erfolglos, doch Google hatte noch einen Hinweis für mich, direkt im Ort wo wir wohnten. Cekada Motosport nannte sich die Werkstatt und das Foto auf Google zeigte ein Einfamilienhaus. Ich rief die Nummer an, versuchte mittels Übersetzer mein Problem zu schildern, der Mann am anderen Ende der Leitung meinte, komm einfach vorbei.
So lernte ich Nik kennen, der Inhaber, selbst begeisterter Endurofahrer, Erzberg Starter und Mechaniker von WM-Motocrossteams und um 20:00 Uhr wurde noch an einer aufgemotzten KTM Supermoto einer slowenischen Schönheit gearbeitet, die mit ihrem Freund aus Laibach gekommen war. Ich bekam erstmals ein kaltes Bier und dann suchte Nik in seinen Schraubenvorräten nach der passenden Steuerkopfmutter. Er demontierte sogar eine von seiner KTM, doch leider hat die Beta eine spezielle, nicht gängige Größe, und nichts passte. Das Ende unserer TET-Tour schien sich abzuzeichnen, als um 20:30 ein Vater mit seinem Sohn noch so einen 50ccm China Motocross Ofen vorbeibrachte, keine Leistung mehr. Mein mittlerweile geschulter Blick erkannte gleich die vermutlich passende Steuerkopfmutter am Chinakracher, auch Nik hatte sie schon entdeckt. Wir warteten bis der Vater samt Sohn wieder ging und ruckzuck hatte der Chinacrosser keine, die Beta aber eine passende Mutter. Der TET war gerettet. Als Dank ließ ich Nik natürlich aus dem Redbull Erzbergrodeoshop ein schnittiges Cap zukommen und schickte ihm auch die Mutter vom Chinacrosser wieder zurück.
Tag 3: Rakek
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Delnice (Grenze zu HR)
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Krk (HR)
Die längste Etappe führten uns an das Ende vom TET Slowenien, die Grenzstadt Delnice. Und auch diese Etappe führte meist über feinschottrige Wege durch Slowenische Wälder, ohne große Herausforderung an Mensch oder Maschine. Die asphaltierte kurvenreiche Strecke von Delnice auf die Insel Krk war dann eigentlich der Höhepunkt. Perfekter Asphalt, enge und weite Kurvenradien, eine wahre Motorradstrecke, die auch von vielen Motorrädern befahren werden. Horden an Italienern, aber auch einheimische Kurventreiber ließen einem das Gefühl der Kalten Kuchl aufkommen, nur ohne Prüfbus.
Die Heimreise: Krk
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Faak am See
Nach zwei Relaxtagen am Meer mussten wir uns wieder auf den Heimweg begeben. Eine Unwetterfront, mit schwerem Regen und Gewitter war am Weg von Italien zu uns. Also fuhren wir wieder die kurvenreiche Strecke nach Delnice und von dort über Landstrassen bis nach Laibach. Ich dachte immer dieser Fahrradwegwahnsinn und die schlecht geschalteten Ampeln sind nur eine österreichische Eigenart, aber Slowenien ist noch schlimmer. Jedes Kaff hat überbreite Fahrradwege, aber keine Fahrradfahrer und die Ampeln sind dort noch bescheidener programmiert. Deshalb fuhren wir ab Laibach über die Autobahn zum Faakersee. Kurz vor Österreich dann ein kleiner Stau. In bewährter Manier fuhren wir in der Spurgasse vor, wurden dafür sicher von einigen deutschen Autofahrern gehasst und geschimpft und bei der vermeintlichen Grenzstation angekommen, wollte der Herr etwas von mir und ich zückte unwillig wegen Schengen den Reisepass, doch der Mann sagt nur 8,80 EUR. Das war keine Grenze,sondern die Mautstation für den Karawankentunnel.
Fazit:
Der TET Slowenien hat durch die geänderte Routenführung einen Großteil seiner fahrerischen Herausforderung verloren. Es ist meist nur ein befahren von Schotterwegen, und eher fad, außer für Einsteiger. Manche Abschnitte könnten auch für +250kg Schiffe wie eine BMW GS etwas Herausforderung beinhalten, aber über weite Strecken ist der TET eintönig. Die Preise in Slowenien sind absolut auf österreichischem Niveau, auch im kleinsten Kaff kostet eine 0,2l Flasche Coca Cola 2,40 EUR und das Zimmer zwischen 70,- und 100,- EUR. Billig war gestern.