Nach der Übernachtung im Rahmen der Marathonetapppe ging es für die Gold-Fahrer auf die Strecke, wo der Abschnitt Mayday Mom – ein knackiger Anstieg – als Weckruf diente. Die Bedingungen hatten sich deutlich verbessert: nächtlicher Regen sorgte für kühlere Temperaturen, weniger Staub und besseren Grip.
Billy Bolt (GBR, Husqvarna) ging mit einer klaren Mission auf die Strecke – heute hieß es Vollgas. Er war in Topform, fuhr bis zum Service Point die schnellsten Zeiten an vielen Checkpoints und zeigte den nötigen Kampfgeist und mentale Stärke, um Zeit auf den Führenden Mani Lettenbichler (DEU, KTM) gutzumachen.
Lettenbichler spürte den Druck – körperlich wie mental –, denn Bolt saß ihm dicht im Nacken. Auf dem Abschnitt „Forgotten Trail“ konnte Bolt kurzzeitig die Führung übernehmen, doch Lettenbichler holte sich die Spitze schnell zurück.
Am Abschnitt „Cliffhanger“, dem LEATT LIVEmaniacs Stage 3, kam Lettenbichler mit Bolt direkt hinter sich an. Das spielte Bolt in die Karten, da er in diesem Abschnitt weniger Erfahrung hatte und die LIVEmaniacs-Sektionen an den beiden Vortagen nicht zu seinen Stärken gehörten. Für Lettenbichler hingegen bedeutete Bolts Nähe womöglich zusätzlichen mentalen Druck – er fuhr bereits am Limit.
Beide Fahrer meisterten die „Cliffhanger“-Sektion in weniger als der Hälfte der geschätzten Zeit – ein eindrucksvoller Beweis dafür, wie unaufhaltsam und leistungsstark diese Elite-Athleten des Hard-Enduro-Sports sind.
Der Tagessieg entschied sich im finalen Sprint ins Ziel: Lettenbichler brachte sich in Führung und überquerte als Erster die Ziellinie, gefolgt von Bolt, der heute 3 Minuten und 2 Sekunden gutmachen konnte. Damit erzielte er die Tagesbestzeit und verkürzte seinen Gesamtrückstand auf Lettenbichler auf 13 Minuten.
Mario war zwar nicht ganz in Topform, hat aber bereits drei starke Renntage hinter sich und kämpft weiterhin um Rang drei – sein Ziel, ganz oben auf dem Podium zu stehen, hat er fest im Blick. Am Nachmittag kam er möglicherweise etwas aus dem Rhythmus, nachdem er angehalten hatte, um seinem gestürzten Teamkollegen Teo Kabakchiev zu helfen – doch davon war im Ergebnis nichts zu sehen. Er erreichte die „Cliffhanger“-Sektion hinter Michael Walkner (DEU), der einen starken Tag erwischte, konnte ihn jedoch in der zweiten Runde überholen und sich so den dritten Platz des Tages zurückholen.
Mitch Brightmore (GBR) und Graham Jarvis (GBR) kämpften sich durch die „Cliffhanger“-Sektion, während die Anzahl der Fahrer auf der Strecke zunahm und den Aufstieg noch anspruchsvoller machte – beide lagen dabei vor der geschätzten Zeit.
LIVEmaniacs Stage 3 Results
In der Gold Class änderte sich heute das Kräfteverhältnis, nachdem Teo Kabakchiev (BGR, Sherco) leider stürzte und sich verletzte – das bedeutete sein vorzeitiges Aus im Rennen. Neben Alfredo Gomez und Kabakchiev musste damit auch Kevin Gallas (DEU) ausscheiden, der auf seiner Yamaha Ténéré 700 als starker Anwärter auf den Sieg in der Bronze Class galt.
Graham Jarvis bewies erneut, dass er ein wahrer Krieger seines Sports ist: Er lieferte sich einen harten Kampf mit den jungen Athleten und erreichte am Ende des Tages die sechstbeste Zeit – eine bemerkenswerte Leistung, wenn man bedenkt, dass seine Konkurrenten teilweise bis zu dreißig Jahre jünger sind.
Alle Fahrer der Gold Class gaben heute alles. Besonders erwähnenswert: der erst 20-jährige Felix Bähker (DEU), David Cyprian (CZE) und Francesc Moret Clota (ESP).
Offroad Day 3 führte über 181 Kilometer mit zahlreichen bekannten Schlüsselstellen: „4:20“ bzw. „Mayday Mom“ (beides bezeichnet denselben Abschnitt), „Forgotten Trail“, „Manridge“ und „Stairway to Heaven“.
LEATT LIVEmaniacs Cliffhanger section
In der Silver Class holte sich der Costa-Ricaner Justin Elizondo seinen Tagessieg von Eddie Karlsson (SWE, STARK VARG) zurück, der ihm diesen am Offroad Day 2 abgenommen hatte.
Karlssons Zeiten reichten nicht aus, um seine engsten Konkurrenten in der dominierenden Silver Class auf Abstand zu halten – trotz blitzschneller „Formel-1“-mäßiger Batterie-Wechsel auf der Strecke (jeweils in nur drei Minuten). Am Ende verlor er dennoch zu viel Zeit. Die Top-Fahrer der Silver Class liegen nun eng beieinander – es wird ein spannendes Rennen bis zum Schluss.
Silver Class:
P1. Justin Elizondo (CRI)
P2. Tobin Miller (USA)
P3. Kornel Ott (HUN)
Heute war der Tag für die Bronze-Klasse mit 161 Kilometern etwas kürzer als gestern, jedoch der bisher anspruchsvollste. Die technischen Fähigkeiten der Fahrer wurden besonders gefordert: lange Anstiege, schmale, exponierte Pfade, loses Geröll und nasse Wurzeln nach einem kurzen Regenschauer machten den Tag deutlich schwieriger. Diego Chang (GTM) und Xing Yang (CHN) setzten ihr hartes Duell fort – im Ziel trennten sie weniger als eine Minute.
Bronze Class:
P1. Diego Chang (GTM)
P2. Xing Yang (CHN)
P3. Benjamin Richter (DEU)
Auch in der Adventure-Ultimate-Klasse geht das intensive Kräftemessen weiter: Jonny Walker (GBR, Triumph Tiger 900) überquerte heute als Erster die Ziellinie, während Pol Tarres (ESP, Ténéré 700) weiterhin die schnellste Gesamtzeit hält. Beide sind erfahrene Romaniacs-Veteranen und werden alles daransetzen, am Ende ganz oben zu stehen. Da nur noch ein Offroad-Tag bleibt, wird es ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Erneut kamen heute die Top 6 dieser Klasse mit relativ geringem Abstand ins Ziel.
Adventure Ultimate:
P1. Jonny Walker (GBR)
P2. Pol Tarres (AND)
P3. Kimonas Karabelas (GRC)
Sam Sunderland (GBR, Triumph Tiger 900) hat die Strecke souverän im Griff und hält einen deutlichen Vorsprung vor seinen Mitstreitern in der Adventure Lite Class. Dank seiner Erfahrung mit langen Etappen bei der Dakar-Rallye meistert Sunderland die Herausforderungen mit beeindruckender Gelassenheit. Währenddessen behaupten sich Joop Nissink (NDL) und Daniel Fernandez (COL) weiterhin souverän auf den Rängen zwei und drei. Inzwischen haben die Teilnehmer der Adventure-Lite-Klasse den Leitsatz „Teamwork makes the dream work“ verinnerlicht – denn seit drei Tagen helfen sie sich gegenseitig durch die schwierigen Passagen.
Adventure Lite Class:
P1. Sam Sunderland (GBR)
P2. Joop Nissink (NDL)
P3. Daniel Fernandez (COL)
Die drei Erstplatzierten der eMoto Expert-Klasse werden sich am letzten Tag ein enges Rennen liefern, wobei Sebastian Dudaș (ROU) in Führung liegt – mit einem Vorsprung von nur fünf bzw. sieben Minuten gegenüber den Zweit- und Drittplatzierten.
eMoto Expert Class:
P1. Sebastian Dudas (Rou)
P2. Thomas Warmuth (AUT)
P3. David Freidinger (AUT)
Iron Class:
P1. Fabio Carvalho (PRT)
P2. Alexander Petroiu (CAN)
P3. Ovidiu Tronaru (ROU)
Atom Class:
P1. Dmitriy Reznitskiy (KAZ)
P2. Carlos Gracida (MEX)
P3. Hans Peter Haunschmid (AUT)
eMoto Hobby:
P1. Martin Dosch (DEU)
P2. Ionut Tocitu (ROU)
P3. Bogdan Cimpu (ROU)
Offroad Day 3 führte die Fahrer auf Höhen von bis zu 2600 Metern, wo sie mit einem 360-Grad-Panoramablick belohnt wurden. Die atemberaubende Landschaft ist nur eines der vielen Highlights der Red Bull Romaniacs. Morgen steht der letzte Tag auf den Strecken bevor – und Lettenbichler, Bolt und Roman haben noch alles in der Hand. Zwischen Lettenbichler und Bolt liegen nur 13 Minuten, Roman folgt mit 41 Minuten Rückstand. Es ist noch alles offen.
Das große Finale der Red Bull Romaniacs findet in der berühmten Gușterița-Hillclimb-Arena vor Tausenden von Zuschauern statt. Dort warten waghalsige Sprünge über Fahrer hinweg, die sich die steile Auffahrt hinaufkämpfen. Die Gold-Klasse wird häufiger an den Zuschauern vorbeikommen – Ziel ist der Red Bull Romaniacs Zielbogen.
Ein Shuttlebus bringt Besucher von der Bahnstation Sibiu zur Gușterița-Hillclimb-Location – stündlich und halbstündlich, Fahrpreis: 10 Lei pro Person. In diesem Jahr sind keine privaten Autos im Zielbereich der Hillclimb-Strecke zugelassen. Die Busse verkehren von 09:00 bis 18:00 Uhr.
Quelle: Red Bull Romaniacs
Fotos: Corina Olaru, Adrian Crapciu, Traian Olinici, Husqvarna Factory Racing
MR/DA