Jan Mohr: IDM Zolder 2018

Vom 6. Bis 8. 7. 2018 standen die Läufe 5 & 6 der IDM Superbike im belgischen Zolder auf dem Programm.

Am letzten Juni-Wochenende waren wir zuvor am Slovakiaring für ein spezielles Training mit WM Pilot Max Neukirchner. Dabei konnte ich sehr viel über Fahrtechnik, Fahrwerksabstimmung und einiges mehr lernen. Außerdem konnte ich den zweiten Lauf der Schweizer Meisterschaft, welche ich als Gaststarter an diesem Wochenende bestritt, auf Rang 2 und in der Superbike Klasse mit dem Sieg beenden.

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IDM Superbike

Mit voller Motivation reiste ich also nach Zolder, um den Angriff auf mein erstes Top 10 Ergebnis, welches ich zuletzt in Oschersleben nur ganz knapp verpasst hatte, zu starten. Bei traumhaften, aber auch sehr heißen Bedingungen starteten wir in das Wochenende. Nach dem Aufbau und einer gemütlichen Runde um die Strecke am Donnerstagabend war alles bereit für ein spannendes Wochenende.

Doch es sollte nicht so einfach werden. Im ersten Training landete ich nur auf Rang 17. Ich hatte kein Gefühl für das Bike und über 3 Sekunden Rückstand. Wir probierten einige Dinge aus, doch ich wurde nur geringfügig schneller, was mich auf dem drittletzten Platz in der Tageswertung stehen ließ!!! Ich wusste wirklich nicht, was los war. Aber eins war klar: Da gehöre ich nicht hin! Ich analysierte ganz genau, wo ich mich noch verbessern kann (Dieses Mal via Fernanalyse, da mein Vater und Data-Techniker nicht vor Ort sein konnte). Auch das Bike wurde genau unter die Lupe genommen. Am Abend änderten wir noch etwas am Fahrwerk und an der Bremse, da wir da ein grobes Problem hatten. Unter Zugzwang, aber trotzdem hoch motiviert ging ich in das erste Qualifying am Samstagvormittag.

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Unter Zugzwang

 

Und tadaaa: Ich konnte es doch noch! Die Veränderungen brachten mir über 2 Sekunden und ich war wieder da. Platz 15 in dieser Session. Das war, nach einem sehr harten Freitag sehr erleichternd! Am Nachmittag war es dann schon sehr heiß und die Temperaturen ließen keine viel schnelleren Runden mehr zu. Ich versuchte alles, um irgendwie noch schneller zu fahren, aber ich konnte mich nicht mehr verbessern. Somit startete ich von Position 17, womit ich natürlich nicht zufrieden war. Aber ich war wieder halbwegs dabei und in dieser Saison wurde ich definitiv zum „Sonntagsfahrer“ ;) Also ging ich mit voller Motivation schlafen und freute mich auf zwei spannende Rennen am Sonntag.

Als ich mich am Morgen zum Frühsport aufmachte, erwartete mich ein menschenleeres Fahrerlager und einen Totenstille (Erklärung: Am Samstagabend findet in Zolder immer die legendäre Otobar-Party statt). Ich drehte meine Runden und so langsam erwachte das Fahrerlager wieder zum Leben. Im Warm Up testeten wir nochmal etwas am Fahrwerk aus und ich hatte ein super Gefühl. Mit Position 12 und einer guten Racepace war ich bestens auf das Rennen eingestimmt.

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Race Pace

Rennen 1: „Zum ersten Mal mit dem Superbike erwischte ich einen guten Start. In den ersten Runden legte ich gleich flott los und machte keine Gefangenen. Nach drei Runden lag ich auf Position 13. Die Gruppe vor mir hatte eine kleine Lücke rausgefahren. Ich wusste, dass das ein verdammt langes und hartes Rennen wird und überstützte zu diesem Zeitpunkt dann nichts. Ich fuhr konstant meine Zeiten und die Lücke wurde nicht viel größer.

Nach ein paar Runden zog mein Konkurrent Phillipp Gengelbach wieder an mir vorbei. Ich war direkt an seinem Hinterrad und bereitet mich wieder auf den Konter vor, als er einen heftigen Highsider hinlegte. Phillipp flog 2 Meter vor mir im hohen Bogen durch die Luft und ich konnte ihm nicht mehr ausweichen. Ich tuschierte ihn an der Schulter und kam ebenfalls zu Sturz. Das war leider das Ende von Lauf Nummer eins. Zum Glück blieben wir beide unverletzt und (zumindest mein Bike) hatte fast nichts abbekommen. Also klopfte ich mir den Staub von den Schultern und machte mich bereit für die zweite Chance. Bis zum Ausfall war das Rennen ja sehr gelungen.

Rennen 2: Erneut arbeitete ich mich in den ersten Runden um ein paar Positionen nach vorne. Zur Rennmitte hatte sich alles etwas festgefahren. Ich lag auf P 13 und konnte mich langsam von meinem Hintermann Marc Neumann absetzen. Nach vorne fehlten mir aber ca. drei Sekunden auf Suzuki Pilot Janusch Prokop. Ein paar Runden vor Schluss legten sich zwei Konkurrenten vor mir hin und somit rutschte ich auf Platz 11 vor. In Runde 15 von 17 machte mein Vordermann einen Fehler und musste in Kurve 5 weit gehen. Ich nahm die Einladung an und fuhr erstmals in den Top 10 dieses Jahr.

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Top 10

Aber nun standen die längsten zwei Runden des Rennens an. Zolder ist eine extrem anstrengende Strecke, auf der man sich so gut wie nie ausruhen kann. Mit einem Puls von ca. 200 BPM und einem Krampf in der rechten Hand fuhr ich so schnell ich irgendwie konnte die letzten zwei Runden zu Ende, blockte die Ideallinie in den letzten Kurven und fuhr Platz 10 ins Ziel. Als ich über Start-Ziel fuhr und die schwarz-weiß-karierte Flagge sah, sah ich meine Mechaniker nur noch wild von der Boxenmauer fuchteln! Die Freude im Team war sehr groß.

Gerade nach einem so zähen Wochenende wurden wir doch noch belohnt! Auch wenn ich definitv von den Ausfällen meiner Konkurrenten profitiert hatte, war es mein erstes Top 10 Ergebnis in der Königsklasse des deutschen Motorradsports! Währenddessen lieferten sich meine Teamkollegen Stefan Kerschbaumer und Daniel Kartheininger ein hartes Duell an der Spitze und fuhren für das Team MPB-Racing ein Doppelpodium mit den Rängen Zwei und Drei ein!

Ein sehr, sehr turbulentes Wochenende wurde also ganz am Ende doch noch mit einem Erfolg belohnt. Jetzt kann ich mich kurz entspannen und dann geht es Ende Juli auf dem Schleizer Dreieck weiter. Ich kann es kaum erwarten!

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