Enduro Lika Rennbericht Conny Raphael Cörstges

Gerne berichtet der Motorradreporter über Fahrer, welche nicht auf der Treppe landen, allerdings auch Respekt verdienen. So wie Conny von Enduro Osttirol.

ktm
Anstrengend beschreibt nicht mal annähernd die Strapazen. Abartig heftig.

Freitag abend gings nach 1,5 Jahren Rennpause los ins geliebte Kroatien ... Kunovac - zum Enduro Lika!

Mit null Training aber einer Menge an Motivation und rund 50 Zetteln für die diversen Grenzen machten wir uns mit etwas mulmigem Gefühl gegen 19.30h auf den Weg von Lienz nach Kunocav - knapp 700km!

Ankunft im Paddock gegen 2h in der Nacht. Samstag Prologläufe liefen relativ ok - mit einigen Bodenproben und Fehlern.... wie immer eigtl. des Öfteren wurde die Mattighofener Diva in die kroatische Pampa gepfeffert... aber da fühlt sie sich ja am Wohlsten.

Startzeit für Sonntag war ok - Platz 37 in meiner Klasse! Main Race - Sonntag... 9.58h START!

Der Schnee in den Bergen und der viele Matsch und das Wasser tat sein übriges.... es sollte nicht allzu einfach werden. Die Jungs rund um Enduro Lika haben gute Arbeit geleistet und die Strecke adaptiert ... etwas eingekürzt - aber das was da war, war knackig und verlangte den Fahrern schon einiges ab!

Die Auf- & Abfahrten wurden zu wahren Herausforderungen... die Singletrails mit den teils derbe tiefen Furchen ließen kaum ein Erholen oder ein entspanntes Fahren zu!

Ich schaffte es kaum einige Meter im Stehen zu fahren - ohne das es wieder eine Bodenprobe gab. Heuer gab es keine CPs im eigentlichen Sinn - es wurde mit Trackern gefahren .... zwischendrin 3 Kontrollpunkte!

Bereits der 1. "CP" war schon recht bald in Sicht... wie bereits 2019 - jedoch heuer ohne Stau - also relativ problemlos zu meistern...aber dennoch kernig! Ich legte mich zwar in altbekannter Manier des Öfteren "aufs Maul" aber ich hatte es ehrlich gesagt nicht anders erwartet. 2019 hatte ich in dieser Passage weit mehr Zeit und Körner liegen lassen! Danach wurde es bereits tiefer und schlammiger - einige Passagen waren bereits derbe ausgefahren mit tiefen Spurrillen, Schnee, Wasser & viel Matsch!

Heuer waren erstaunlich wenig Rider unterwegs zu sehen - es schien Ihnen also scheinbar allen relativ gut zu passen dieses Terrain. Doch was anschließend alles kam wurde nur immer zäher... die Steilhänge, die aus den Vorjahren als kernige Wiesenauffahrten mit aufgewühlten Spuren bekannt waren - zeigten sich heuer als total zerbombte Schlammfelder! Meine Holde Gefährtin ließ es über sich ergehen und liess sich fast widerstandslos durch Unterholz prügeln.

Sie machte zwar wiederholt Anstalten das es ihr zuviel würde... aber dann hätte sie kein Pferd im Stall von Enduro Osttirol werden dürfen. Einmal in der Spur hieß es draufbleiben ... auch wenn die Kraft in der Hälfte bereits verpulvert war... beherzt am Kabel ziehen hiess es diesmal an so einigen Stellen!

Man kannte viele bekannte Stellen aus den Vorjahren kaum wieder - total zerfahren - aufgewühlt, mit Schnee überdeckt und mit vielen losen Ästen und Bäumen übersäht! Irgendwo blieb ich dann dezent mit der GoPro an einer Astgabel hängen ... die mich fast vom Bock riss... von da an gabs noch ein paar Aufnahmen aus der Vogelperspektive und dann wars das bald mal mit der Ära meiner Cam. Genau diese Bäume zwangen mich dermaßen oft zu Boden ... ich glaube ich habe den nachkommenden Fahrern so einiges an kroatischem Schnee schlicht weggefressen - zumindest hatte ich ausreichend dieser Fangopackungen unterm Helm. Nichts desto Trotz fightete ich Passage für Passage - nicht wissend wo ich eigtl. bin da vieles heuer neu bzw anders war!

Ich dachte lange an den berüchtigten CP 3 nach der Straße und war mir nicht sicher wie weit es noch sein könnte ... doch wurde dieser heuer ausgelassen bzw umfahren. Der Umstand das man die Strecke bzw seinen Standort nicht zuordnen konnte, machte es nicht leichter!

Ich überholte einige Fahrer und es lief eigtl. ganz ok.... aufgrund dummer Fehler musste ich jedoch immer wieder Rider passieren lassen, da ich an diversen Stellen unnötig Zeit und Kraft liegen ließ. Aber ich denke das ging Vielen genauso! Irgendwann erkannte ich an einem Hohlweg und anschließendem Bachbett das der Tankpoint in Reichweite sein müsste - also weg mit den Gedanken des Zählens der CP - spätestens jz wusste ich das heuer alles etwas anders lief...

An der Tankzone angekommen warteten auch schon meine Süße Petra und Papa´s Krümel wie immer meine treuen Begleiter & Betreuer!!! Vielen lieben Dank an Euch beide... das Ihr jedesmal aufs Neue diesen Wahnsinn mitmacht.

Kurz getankt & was getrunken gings gleich weiter...

Durch die Wälder auf schmalen Pfaden, die endlich Grip ohne Ende boten - wide open durchs kroatische Gehölz - was mir ein Grinsen unterm Helm hervorlockte. Dank des Winter Bootcamps indem mich meine Frau durch die Osttiroler Alpen jagte ging es mir körperlich top.

Nach einige Trails, Auf- & Abfahrten gings dann langsam Richtung "stupid hill" - ich hasse diesen "Kackhaufen" dermaßen - das ich bereits voller "Motivation" auf diesen zusteuerte... Es lagen einige Fahrer in der Spur ... doch anstatt abzuwarten, entschied ich mich dieses Mal mir meine eigene Line zu fräsen und hämmerte fernab von jeglichen Spuren ganz rechts wide open durch sämtliche Sträucher und Geäst. Ich war mir nicht sicher ob ich näher am Abgrund oder an der eigentlichen Spur war - aber es machte schon derbe Laune einfach mit Vollgas den Bock den Hügel hoch zu prügeln und zu quälen.

Es dauerte gar nicht lange und ich hatte auch diese - mit Ängsten erwartete Hürde (hatte mich dieser Dreckshügel in den Vorjahren doch schon einiges an Material und Nerven gekostet!) - gemeistert! Oben angekommen gings weiter über schneebedeckte Pfade. Der darauffolgende Anstieg mit anschließendem Steilhang liess mir die Glupscher etwas ans Brillenglass klopfen.

Oben standen einige Marshalls mit Seil. OK - das wird sicher lustig dachte ich mir ... vor allem da das Seil schon "besetzt" war und die "Sudac" nur WIDE OPEN zeigten und ich solle eine Spur daneben nehmen bzw. suchen. OK - ich als alter Hillclimb Weltmeister... was soll schon schiefgehen... 2. Gang - Vollgas ... hochgefräst wie ein Irrer - oben einmal umgesetzt... geschafft !!! So hätte die Theorie ausgesehen. Mit etwas Hilfe oben und einer gebrochen Startnummerntafel sowie einigen ominösen Geräuschen war auch diese "perverse" Hürde gemeistert und es konnte weitergehen!

Danach folgten einige "Stiftfordernde" Abfahrten ... bevor es im Canyon weiter ging Richtung Ziel...Ich battelte mich mit 2 Ridern wobei wir ständig unsere Positionen wechselten... Es folgten altbekannte Passagen sowie Auffahrten und die abschließenden Prologteile!

Einem Rider vor mir dürfte der KW Siri flöten gegangen sein - auf jeden Fall konnte man hinter ihm herfahrend kaum 1m sehen Er hatte dann aber irgendwann erbarmen und ließ mich vorbei. Es folgten einige Auffahrten sowie das lange Bergabstück durch den Bachgraben - entlang des Canyons... Der letzte Hang ging erstaunlich gut (wahrscheinlich weil keine Zuseher da waren und es sich nicht lohnte etwas Show zu bieten).

Es konnte es nicht mehr weit sein...

Man konnte förmlich schon den Duft des edlen Gerstensaftes aus dem Zelt im Zielbereich riechen! Die Letzten paar Sektionen nochmal mit richtig Spaß & Freude in Angriff genommen... und siehe da - es waren nur noch wenige Augenblicke bis zum Finish !!!

Vorbei am CP "the wall" der Goldklasse - es war nicht mehr weit!

Nur noch den Teil des Prologs bis zum Ziel!

ENDLICH ... es war eine grosse Genugtuung nach dem technischen Desaster von 2019 und dem Coronajahr 2020 ohne Rennen - endlich wieder mal ein Rennen zu finishen !!!

Fakten:

Prolog: #37

Main Race: #25

class: BRONZE

Time: 2h43min